Ich bin kein großer Freund von Inseminationsbehandlungen. Eine Inseminationsbehandlung hat pro Versuch eine niedrige Schwangerschaftschance und ist meist dem Versuch einer gezielten Spontankonzeption nicht überlegen.

Eine der führenden Arbeitsgruppen weltweit aus den Niederlanden hat in einer prospektiven, randomisierten Studie herausgearbeitet, dass bei Paaren mit einer Subfertilität und einer geringen Schwangerschaftschance innerhalb eines Jahres (< 30%) eine Inseminationsbehandlung effektiver ist als der Versuch der Spontankonzeption. (J.A. Wessel et al. Expectant management versus IUI in unexplained subfertility and a poor pregnancy prognosis (EXIUI study): a randomized controlled trial. Human Reproduction, im Druck: doi.org/10.1093/humrep/deac236)

Paare, die eine Spontankonzeption versuchten (n = 92) hatten niedrigere Lebendgeburtenrate nach 6 Monaten im Vergleich zu Paaren, die eine Inseminationsbehandlung mit Clomifen- oder Gonadotropinstimulation durchführten (n = 86) (RR 0,40, 95% KI 0,24 – 0,67).

Eingeschlossen waren dabei Paare mit, wie geschrieben, niedriger Spontankonzeptionswahrscheinlichkeit. Diese wurde kalkuliert nach dem sogenannten Hunault Score und beinhaltet im Wesentlichen das Alter, die Dauer der Subfertilität und das Spermiogramm.

Grundsätzlich eine wichtige und wieder einmal gut gemachte Studie! Sie weist uns darauf hin, dass wir sehr genau schauen müssen, ob Subfertilitäts-Faktoren vorliegen oder tatsächlich eine idiopathische Subfertilität besteht. Ich würde nach wie vor eher dazu raten, eine Spontankonzeption weiterhin anzustreben, wenn alle Faktoren unauffällig und die Patientin jung ist (< 35 Jahre) und die Dauer des Kinderwunsches 1-2 Jahre nicht relevant überschreitet.

Trifft dies nicht zu, würde ich allerdings eher zum effektiven Vorgehen eine IVF-Therapie anstreben.

Ihr

Michael Ludwig