Die Veränderungen im Serum-Proteom unter Anwendung kombinierter Kontrazeptiva sind ein vielfaches höher unter Anwendung ethinylöstradiol-haltiger im Vergleich zu östradiol-haltigen Präparaten. Dies ist das Ergebnis einer Sekundärauswertung prospektiv-randomisierter Daten zwischen Präparaten mit 2 mg Dienogest (n = 14), 2 mg Dienogest und Ethinylöstradiol (30 µg) (n  =14) oder 2-3 mg Dienogest und Östradiolvalerat (n = 16). (M.H. Kangasniemi et al. Ethinylestradiol in combined hormonal contraceptive has a broader effect on serum proteome compared with estradiol valerate: a randomized controlled trial. Human Reproduction, im Druck: https://doi.org/10.1093/humrep/deac250).

446 Proteine oder Proteinfamilien wurden dazu über einen 9wöchigen Zeitraum beobachtet. 121 zeigten Änderungen unter kombinierten Präparaten mit Ethinylöstradiol, 5 bei kombinierten Präparaten mit Östradiolvalerat und keine unter Anwendung von Dienogest als Mono-Substanz.

Betroffen von den Veränderungen waren insbesondere Proteine aus dem Bereich des Komplement-Systems, der Akute-Phase-Proteine und der Koagulation.

Die Studie liefert hochinteressante Daten, wenn auch nicht überraschende Ergebnisse. Die Frage ist, ob die Veränderungen grundsätzlich negativ zu bewerten sind. Bezüglich der Gerinnungskaskade kann man das sicherlich bejahen. Bezüglich anderer Veränderungen, wie des SHBG, ist es gerade diese Veränderung unter Ethinylöstradiol, die die potente antiandrogene Effektivität dieser Präparate mit sich bringt. In jedem Fall aber zeigt diese Studie einmal mehr die erheblichen Auswirkungen außerhalb hormoneller Veränderungen durch die Anwendung kombinierter Kontrazeptiva.

Ihr

Michael Ludwig