In einer aktuellen Publikation wird über eine Phase III Studie zu Tirzepatid berichtet. (Ania M. Jastreboff et al. Tirzepatide Once Weekly for the Treatment of Obesity. New England Journal of Medicine 2022; im Druck: DOI: 10.1056/NEJMoa2206038). Tirzepatid hat eine kombinierte Wirkung: Es wirkt – wie z.B. Liraglutid – als Glukagon-like-peptide I Agonist (GLP I) aber auch als Glucose-dependent insulinotropic polypeptide (GIP) Agonist. GIP ist ein durch Nahrungsaufnahme getriggertes Hormon, das im Gehirn und Fettgewebe die Energieaufnahme reguliert.

2.539 Personen wurden randomisiert einmal wöchentlich mit 5 mg, 10 mg oder 15 mg Tirzepatid oder einem Placebo behandelt. Das mittlere Körpergewicht betrug 104,8 ± 22,12 kg, der mittlere BMI 38,0 ± 6,81 kg/m2, nur 5,5% hatten einen BMI unter 30 kg/m2, 31,6% einen BMI über 40 kg/m2.

In etwa 5% der Fälle musste die für 72 Wochen geplante Behandlung wegen Nebenwirkungen, vorwiegend gastrointestinal (Übelkeit, Diarrhoe, Obstipation), abgebrochen werden.

85% der mit einem Verum behandelten Personen erreichten eine Gewichtsreduktion von mindestens 5%, dieses Ziel erreichten 35% der mit Placebo Behandelten.

Nach 72 Wochen lag die mittlere Gewichtsreduktion bei 16% mit 5 mg, 21,4% mit 10 mg und 22,5% mit 15 mg Tirzepatid. In der Placebo-Gruppe betrug die Gewichtsreduktion 2,4%.

Darüber hinaus fanden sich Verbesserungen im diastolischen und systolischen Blutdruckwert, den Blutfettwerten und dem Nüchtern-Insulin-Spiegel. Probandinnen und Probanden, die bereits einen Prädiabetes bei Studieneinschluss hatten, zeigten unauffällige Glukosewerte in 95,3% am Ende der Studie unter Tirzepatid, allerdings auch in 61,9% in der Placebo-Gruppe. Letzteres ist ein weiterer Beleg dafür, wie wenig Gewichtsreduktion notwendig ist, um langfristig der Entwicklung einer manifesten Glukose-Stoffwechselstörung vorzubeugen.

Tirzepatid ist bereits zur Behandlung des Typ 2 Diabetes mellitus zugelassen – vermutlich wird die Zulassung zur Adipositas-Therapie nicht mehr allzulang auf sich warten lassen. Durch seine kombinierte Wirkung könnte die Substanz das Therapiespektrum gegenüber z.B. Liraglutid, einem reinen Glukagon-like-peptide-I Agonisten, noch einmal deutlich erweitern.

Ihr

Michael Ludwig