Über die laufende Neuzulassung eines Gestagen-Mono-Präparates mit 75 µg Norgestrel hatte ich schon berichtet. Nun wurde in einer prospektiven, randomisierten Studie geprüft, inwieweit mit 28tägiger Einnahme eine Ovulation verhindert wird bzw. sich der Zervixschleim verändert. Zudem wird geprüft, was bei Vergessen einer Tablette im 2. und 3. von 3 28tägigen Zyklen passiert. Eine erste Publikation erscheint zur Frage der ovariellen Aktivität und Ovulationen unter Einnahme von 75 µg Norgestrel im 1. Einnahmezyklus (Anna Glasier et al. Mechanism of action of norgestrel 0.075 mg a progestogen-only pill. I. Effect on ovarian activity. Contraception, im Druck).

Die Randomisierung hatte für diese erste Auswertung keine Relevanz – sie betrifft die Frage, inwieweit eine verspätete Einnahme des Präparates (Abweichung von mehr als 3h) oder ein Vergessen relevant ist für die kontrazeptive Sicherheit.

Norgestrel hat 2 Stereoisomere, das aktive Levonorgestrel und das inaktive Dextronorgestrel. 75 µg Norgestrel entsprechen insofern der Aktivität von 37,5 µg Levonorgestrel. Insofern enthält es geringfügig mehr Levonorgestrelaktivität als die ansonsten handelsüblichen Gestagen-Mono-Präparate wie 28 mini oder Microlut mit 30 µg Levonorgestrel.

51 von 52 Teilnehmerinnen lieferten für diese Analyse ausreichende Daten. So kam es bei 66,6% (34/51) nicht zur Ovulation, 8 dieser Teilnehmerinnen hatten Follikel unter 13 mm Durchmesser, 26 hatten eine Follikelreifung mit Follikeln über 13 mm. Für diejenigen 17 Teilnehmerinnen, die ovulierten, wird für 5 eine „abnormale Luteaphase“ angegeben, für die restlichen eine „normale“. Diese Einteilung ist abhängig vom sogenannten Hoogland-Score, bei dem ein Score von 5 (Progesteron ≤ 3,14 ng/ml) oder 6 (Progesteron > 3,14 – ≤ 9,42 ng/ml) als „abnormale“ und ein Score von 6 der bei zwei Blutentnahmen erreicht wird oder 7 (Progesteron > 9,42 ng/ml) als „normale“ Lutealphase definiert wird.

Bei denjenigen, die anovulatorische Zyklen aufwiesen, kam es teilweise zu größeren persistierenden Follikeln (≥ 30 mm, 17/26 Teilnehmerinnen ohne Ovulation), die teils in den 2. Einnahmezyklus fortbestanden. Bei 8 Frauen bestanden die Follikel mit einer Größe von 15 mm oder mehr über mehr als 40 Tage.

Die mittleren Östradiolwerte lagen bei denjenigen Frauen ohne Follikelaktivität unter 100 pg/ml, bei denen mit bei über 200 pg/ml.

Alter, Körpergewicht, BMI oder die Levonorgestrelspiegel hatten keinen Einfluss auf die ovarielle Aktivität in dieser Untersuchung. Allerdings wurden nur Frauen mit einem BMI von maximal 32 kg/m2 eingeschlossen.

Man darf gespannt sein auf die weiteren Publikationen zu dieser Studie, da allein die 2/3 Vermeidung einer Ovulation nicht die kontrazeptive Sicherheit dieses Präparates erklären. So kommen die Autoren bereits in dieser Arbeit zu dem Punkt und Hinweis, dass die Wirkung auf den Zervixschleim erheblich zu der kontrazeptiven Sicherheit beiträgt.

Ihr

Michael Ludwig