Gibt es ein Progesteron-resistentes Endometrium? Um dies zu untersuchen wurden Endometriumbiopsien von Frauen mit einer Endometriose untersucht. Zudem wurde ein Mausmodell entwickelt, um die Wirkung von sirtuin-1 zu untersuchen. (Tae Hoon Kim et al. Role of SIRT1 and Progesterone Resistance in Normal and Abnormal Endometrium. Journal of Clinical Endocrinology & Metabolism 2022; 107: 788-800)

Sirtuin-1, ein Enzym, Histon Deacetylase, wurde ursprünglich als Mediator zur Lebensverlängerung beschrieben und tritt stärker unter Kalorienrestriktion auf. Sirtuin-1 wird im Endometrium gesunder Frauen nur während der Menstruation exprimiert. Bei der Maus findet sich Sirtuin-1 zur Zeit der Implantation sowie in der Frühgravidität. Eine Überexpression führt zum Implantationsversagen, zu Dezidualisierungsstörungen und zu einer Progesteronresistenz. Eine solche Überexpression findet sich, vermutlich entzündungsassoziiert, bei einer Endometriose. Die Gabe eines Sirtuin-1 Inhibitors führt zu einem Rückgang von Endometrioseherden in einem Maus-Endometriose-Modell.

Es könnte der chronische Entzündungsprozess sein, der teils dazu führt, dass eine Endometriose sich nur bedingt mit Gestagenen behandeln lässt. Insofern ist das Ergebnis dieser Studie interessant, dass es möglich ist, die Sirtuin-1-Expression zu hemmen und so ggf. die Progesteron- bzw. Gestagen-Empfindlichkeit zu steigern.

Außerhalb der Endometriose mögen diese Studienergebnisse erklären, dass bei einzelnen Frauen ein suboptimales transformiertes Endometrium in der Lutealphase zu finden ist, was zu einem prämenstruellen Spotting und so zu einer Subfertilität führt. Das therapeutische Vorgehen besteht idealerweise in einer ovariellen Stimulation, so in einer Erhöhung der lokalen Progesteronexposition und in der Stabilisierung des Endometriums. Die Untersuchungen der Arbeitsgruppe könnte zur Therapie mit einem Sirtuin-1 Hemmer führen, um das Problem einer eingeschränkten Progesteronempfindlichkeit zu beheben.

Die Ergebnisse der Arbeit sind noch weit entfernt von einer möglichen klinischen Anwendung. Aber Sie sind vielleicht ein erster Schritt zu neuen, kausal-orientierten therapeutischen Ansätzen.

Ihr

Michael Ludwig