Zu dem Präparat Zoely mit 1,5 mg Östradiol und 2,5 mg Nomegestrolacetat sind zwei aktuelle Publikationen, Auswertungen einer großen prospektiven Beobachtungsstudie erschienen, die die hohe kontrazeptive Sicherheit des Präparats belegen und zeigen, dass unter Anwendung dieser Kombination kein höheres Thromboserisiko besteht als unter Anwendung levonorgestrel-haltiger Kombinationspräparate.
Rekrutiert wurden zwischen August 2014 und September 2019 für die Beobachtungsstudie 44.559 bzw. 46.754 Teilnehmerinnen mit den nomegetrolacetat- bzw. levonorgestrel-haltigen Präparaten in Europa (Deutschland, Frankreich, Italien, Österreich, Polen, Russland, Schweden, Spanien, Ungarn), Australien und Lateinamerika (Columbien, Mexiko), die auch mit den entsprechenden Präparaten starteten. Während der 2jährigen Studiendauer schieden 16,3% der Frauen aus, 16,4% bzw. 16,2% in der Nomegestrolacetat- und Levonorgestrel-Gruppe. Etwa 2/3 der Frauen hatten keine Vorerfahrung mit kombinierten Kontrazeptiva, etwa 1/3 hatte zuvor bereits ein kombiniertes Kontrazeptivum angewendet. Die Frauen waren im Mittel 30,1 ± 8,62 Jahre alt mit einem mittleren BMI von 23,3 ± 4,16 kg/m2. 21,2% der Frauen rauchten, 3,2% mehr als 15 Zigaretten/ Tag.
Die erste Publikation beschäftigt sich mit der kontrazeptiven Sicherheit des Präparats im Vergleich zu levonorgestrel-haltigen Präparaten (Suzanne Reed et al. Unintended pregnancy in users of nomegestrol acetate and 17β-oestradiol (NOMAC-E2) compared with levonorgestrel-containing combined oral contraceptives: final results from the PRO-E2 study. The European Journal of Contraception & Reproductive Health Care, im Druck). Es kam zu 64 (0,15/100 Frauenjahre, 95% KI 0,11 – 0,19) bzw. 200 (0,41 / 100 Frauenjahre, 95% KI 0,35 – 0,47) unerwünschten Schwangerschaften, was in den unbereinigten Daten einen signifikanten Vorteil für das nomegestrolacetat-haltige Präparat zeigte. Nach Adjustierung bzgl. Alter, BMI, Gravidität, vorherige Erfahrung mit kombinierten Kontrazeptiva und Bildungslevel lag die adjustierte HR ebenfalls im signifikanten Bereich (0,45, 95% KI 0,34 – 0,60).
Die Autoren erklären diesen Effekt mit der längeren Halbwertzeit von Nomegestrolacetat gegenüber Levonorgestrel sowie mit dem Einnahmemuster (24-4 vs. 21-7).
Die zweite Publikation hat das Thrombo-Embolie-Risiko untersucht (Suzanne Reed et al. Prospective controlled cohort study on the safety of a monophasic oral contraceptive containing nomegestrol acetate (2.5mg) and 17β-oestradiol (1.5mg) (PRO-E2 study): risk of venous and arterial thromboembolism. The European Journal of Contraception & Reproductive Health Care, im Druck). Dazu wurde die Kontrollgruppe mit Anwendung levonorgestrel-haltiger Präparate, differenziert in diejenigen mit 20 µg Ethinylöstradiol (n = 20.181, 43,16%), 30 µg Ethinylöstradiol (n = 17.469, 37,36%) und Mehrphasenpräparate (n = 9.104, 19,47%). Bemerkenswerterweise werden in beiden Präparategruppen in etwa 0,1% der Fälle Risikofaktoren wie vorangehende Thrombo-Embolien, Myokardinfarkte oder Schlaganfälle beschrieben.
Das Risiko für eine Thrombo-Embolie in dieser Beobachtungsstudie wird mit 2,0/100.000 Frauenjahre (95% KI 0,9 –3,7) für die Anwenderinnen des Nomegestrolacetat-Präparates und mit 3,0/100.000 Frauenjahre (95% KI 1,7 – 5,0) für die Anwenderinnen levonorgestrel-haltiger Präparate beschrieben. Dabei lag die Inzidenz unter 20 µg und 30 µg Ethinylöstradiol bzw. in den Mehrphasenpräparaten bei 4,9 bzw. 0,6 bzw. 3,2 / 100.000 Frauenjahre – zeigte also keine Korrelation mit der Konzentration des Ethinylöstradiols. Das Risiko war zwischen den beiden Studienarmen nicht signifikant unterschiedlich, wenn die Daten bzgl. Alter, BMI, Familiärem Risiko und Dauer der Anwendung des Kontrazeptivums verglichen wurden (adjustierte HR 0,59, 95% KI 0,25 – 1,35).
Die Autorengruppe kommt insofern zu dem nachvollziehbaren Schluss, dass das kombinierte Präparat mit Östradiol und Nomegestrolacetat kein höheres Thromboserisiko aufweist als die levonorgestrel-haltigen Präparate in der Vergleichsgruppe. Diese Aussage ist in dieser Weise zu lesen, weil es sich um eine sogenannte non-inferiority-Studie handelte: Es sollte ausgeschlossen werden, dass das Thrombo-Embolie-Risiko bei Anwendung des nomegestrolacetat-haltigen Präparat mehr als 1,5fach höher sei, als das von levonorgestrel-haltigen Präparaten.
Ihr
Michael Ludwig
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