Eine Beobachtungsstudie aus Dänemark berichtet darüber, dass Kupferspiralen und LNG IUDs nicht mit einem erhöhten Risiko von Zervixdysplasien assoziiert sind und auch nicht dazu führen, dass bestehende Zervixdysplasien schneller fortschreiten. Die Wahrscheinlichkeit von Veränderungen wie CIN III oder höher waren unter diesen Kontrazeptiva geringer als unter Anwendung oraler Kontrazeptiva (Malene Skorstengaard et al. Risk of precancerous cervical lesions in women using a hormone-containing intrauterine device and other contraceptives: a register-based cohort study from Denmark. Human Reproduction, im Druck).

Grundlage dieser Studie waren Registerauswertungen von 2008 bis 2011 bei 26-50jährigen Anwenderinnen levonorgestrel(LNG)-haltiger Spiralen (n = 60.551), Kupferspiralen (n = 30.303) oder kombinierter Kontrazeptiva (n = 165.627).

Bei den Frauen mit unauffälliger Zytologie bei Beginn der jeweiligen Kontrazeption war im Vergleich von Kupfer- und LNG-Spiralen die Wahrscheinlichkeit einer Entwicklung zu CIN III oder höher über die nächsten 5 Jahre dieselbe (aRR 1,08, 95% KI 0,94 – 1,22). Gegenüber kombinierten Kontrazeptiva war die Wahrscheinlichkeit geringer, sowohl bei LNG-IUDs (aRR 0,86, 95% KI 0,76 – 0,96) als auch bei Kupferspiralen (aRR 0,68, 95% KI 0,58 – 0,79).

Die Wahrscheinlichkeit einer Progression auffälliger zytologischer Befunde war geringer bei LNG IUD-Anwenderinnen als bei solchen, die kombinierte Kontrazeptiva einnahmen (aRR 0,72, 95% KI 0,51 – 0,93). Das galt allerdings nicht mehr bei CIN II oder höher (aRR 1,16, 95% KI 0,73 – 1,59). Zwischen Anwenderinnen von Kupferspiralen und LNG IUDs zeigte sich kein Unterschied, weder bei CIN I (aRR 0,87, 95% KI 0,53 – 1,22), noch bei CIN II oder höher (aRR 1,44, 95% KI 0,61 – 2,26). Die Zahl entsprechender Teilnehmerinnen war auch in dieser Subgruppe beeindruckend groß (n = 7.268 Anwenderinnen von Kupferspiralen, n = 3.081 Anwenderinnen von LNG IUDs und 18.809 Anwenderinnen kombinierter Kontrazeptiva).

Die Daten sind insofern auch spannend, weil die bisherige Diskussion durchaus kontrovers ist. So fand eine ältere Arbeit ein höheres Risiko für persistierende und neue HPV-Infektion bei Anwendung von LNG IUD gegenüber Kupferspiralen (Lekovich J.P. et al. Comparison of human papillomavirus infection and cervical cytology in women using copper-containing and levonorgestrel-containing intrauterine devices. Obstet Gynecol 2015; 125:1101–1105). Andere sahen keine Unterschiede bei verschiedenen Kontrazeptiva (Gavric-Lovrec V. und Takac I. Use of various contraceptives and human papillomavirus 16 and 18 infections in women with cervical  intraepithelial neoplasia. Int J STD AIDS 2010;21:424–427 und Lessard T. et al. Cytological evaluation and investigation of the vaginal flora of longterm users of the levonorgestrel-releasing intrauterine system (LNG-IUS). Contraception 2008;77:30–33). Meta-Analysen beschreiben ein geringeres Zervixkarzinom-Risiko für Spirale – Kupferspiralen oder LNG IUDs gemeinsam (Castellsagué X. et al. Intrauterine device use, cervical infection with human papillomavirus, and risk of cervical cancer: a pooled analysis of 26 epidemiological studies. Lancet Oncol 2011;12:1023–1031 und Cortessis V.K. et al. Intrauterine device use and cervical cancer risk: a systematic review and meta-analysis. Obstet Gynecol 2017;130:1226–1236), eine Kohortenstudie aus den Niederlanden kommt zu dem Schluss, dass Anwenderinnen von Spiralen oder kombinierten Kontrazeptiva ein höheres Risiko für CIN III oder höher haben als Nicht-Anwenderinnen und innerhalb der Kontrazeptiva-Nutzerinnen diejenigen mit kombinierten Kontrazeptiva ein höheres Risiko hatten (Loopik D.L. et al. Oral contraceptive and intrauterine device use and the risk of cervical intraepithelial neoplasia grade III or worse: a population-based study. Eur J Cancer 2020;124:102–109).

Dies bedeutet sicherlich, dass weitere Studien und Auswertungen wünschenswert sind. Für den Moment kann man davon ausgehen, dass die Anwendung von Kupfer- und v.a. Hormonspiralen bei Frauen mit auffälliger Zytologie eher einen Vorteil als Nachteil bedeutet.

Ihr

Michael Ludwig