Die ASRM, American Society for Reproductive Medicine, hat ein neues Statement zum Thema Lutealphaseninsuffizienz pulbiziert (Practice Committees of the American Society for Reproductive Medicine and the Society for Reproductive Endocrinology and Infertility. Diagnosis and treatment of luteal phase deficiency: a committee opinion. Fertility & Sterility, im Druck, https://doi.org/10.1016/j.fertnstert.2021.02.010).

Der Beitrag bringt keine überwältigend neue Erkenntnisse zu dem vorangehenden Statement aus dem Jahr 2015. Allerdings gewinnt man beim Lesen das Gefühl, dass die Autorinnen und Autoren vorsichtig versuchen auch auf konstruktive Kritik einzugehen.

Allerdings bleibt es dabei, dass die Lutealphaseninsuffizienz eine klinische Diagnose ist, definiert durch eine kurze Lutealphase oder das prämenstruelle Spotting. Die Länge der Lutealphase beträgt 11-17 Tage, „auffällig“ wird eine Lutealphase nach verschiedenen Literaturstellen bei einer Länge unter 9-11 Tagen genannt. Da die Länge der Lutealphase insofern klinisch schwieriger zu evaluieren ist bleibt für mich das klinische Hauptkriterium das prämenstruelle Spotting.

Eine Messung von Progesteron, v.a. eines einmaligen Wertes, ist nicht hilfreich zur Diagnose einer Lutealphaseninsuffizienz, da der Progesteronwert durch die pulsatile Freisetzung von Progesteron um das 8fache (!) schwanken kann in der Lutealphase. Möglicherweise (!) könnte eine tägliche Messung von Progesteron helfen, wenn die Summe über die Lutealphase einen kumulierten Wert von 80 ng/ml unterschreitet – aber auch dieses Komitee sieht ein, dass eine tägliche Messung von Progesteron in der täglichen Praxis ein unrealistisches Vorgehen ist. Selbst eine Messung an 3 Tagen und der daraus errechnete kumulierte Wert von mindestens 30 ng/ml erscheint der Autorengruppe unrealistisch – zu Recht. Übrigens erinnert mich das an das Vorgehen in der gynäkologischen Endokrinologie vor einigen Jahrzehnten – einige sind mit solchen täglichen Messungen fabelhaft reich geworden.

Eine Endometriumbiopsie ist nicht gerechtfertigt.

Therapeutisch ist die Gabe von Progesteron allein nicht sinnvoll, um eine Lutealphaseninsuffizienz zu behandeln, auch das arbeiten die Autorinnen und Autoren noch einmal heraus. Lediglich die ovarielle Stimulation wird helfen, eine Lutealphaseninsuffizienz zu behandeln, dies kann mit Clomifen oder Gonadotropinen erfolgen.

Ihr

Michael Ludwig