In der Zeitschrift Nature publiziert eine internationale Arbeitsgruppe Daten zum Haarausfall (Sekyu Choi et al. Corticosterone inhibits GAS6 to govern hair follicle stem-cell quiescence. Nature 2021; im Druck: https://doi.org/10.1038/s41586-021-03417-2). Die publizierten Daten stammen von Mäusen und zeigen, dass Stress, experimentell ausgelöst durch Corticosteron, das bei Mäusen dem menschlichen Cortisol entspricht, zu einer Suppression der Genexpression von GAS6 (growth arrest specific 6) führt und dass es so Haarausfall fördert. Wird die Produktion von GAS6 wieder erhöht so geht der Haarausfall zurück. Fast schon amüsant ist der Titel des Editorials zu diesem Artikel (Rui Yi. Relax to grow more hair. Nature 2021, im Druck: https://doi.org/10.1038/d41586-021-00656-1).
Theoretisch könnte man, so die Autoren, aus den Erkenntnissen dieser Arbeit ggf. ein Medikament zur Behandlung von stress-induziertem Haarausfall entwickeln, das ähnlich zu GAS6 aufgebaut wäre.
Warum ich diese Arbeit zitiere hat zwei Gründe: Zum einen finde ich es spannend, wenn pathophysiologische Wege entschlüsselt werden. Zum anderen ist es wichtig zu verstehen – bzw. zu erinnern, denn eigentlich wissen wir es nur allzu gut – dass Stress zu Haarausfall führen kann, dass es nicht immer Hormone sind, dass es auch vergleichsweise unsinnig ist Zink, Biotin oder Haarwässer auszuprobieren. Man kann Stress nicht einfach abschalten, leider, aber es bringt auch nichts stressinduzierte Symptome übereifrig irgendeiner falschen Pathogenese zuzuschieben und zu therapieren. Meine Kritiker werden jetzt sagen: Aber es hilft doch häufig mit Zink, Biotin, Haarwässern, Hormonen … ja, wahrscheinlich deswegen, weil der zugrunde liegende Stress sich relativiert hat.
Ihr
Michael Ludwig
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