Zwei Autoren beschreiben eine Querschnittstudie bei 210 Frauen im perimenopausalen Übergang zwischen 45 und 55 Jahren (Krzysztof Nowosielski und Marcin Sidorowicz. Sexual behaviors and function during menopausal transition—does menopausal hormonal therapy play a role? Menopause, im Druck, DOI: 10.1097/GME.0000000000001693). Die Frage der Studie war, inwieweit eine Hormontherapie die sexuelle Gesundheit beeinflussen kann. Die Frage ist extrem relevant, da in meiner Wahrnehmung aus Seminaren und Fragen durchaus die Meinung vorherrscht, dass eine abnehmende Libido relevant hormonell beeinflusst werden kann.
Im Ergebnis beschreiben die Autoren allerdings, dass der Einfluss der Hormontherapie nicht assoziiert war mit der sexuellen Funktion, der Häufigkeit schwerer Störungen (female sexual dysfunction). Es gab vielmehr andere Faktoren, die einen relevanten Einfluss hatten: die eigene Einstellung zur Sexualität, die Sicherheit, sich auf das einfühlsame Verhalten des Partners verlassen zu können, Bedeutung sexueller Aktivitität für sich selbst, Einstellung zu sexueller Aktivität und zum eigenen Körper sowie sexuelle Erfahrung – um nur einige zu nennen. Dies zeigt, so die beiden Autoren, das multidimensionale Phänomen von Libido und sexueller Aktivität sowie der Zufriedenheit damit. Psychologischer Intervention kommt daher einer viel größeren Bedeutung zu als einer hormonellen Intervention. Letztere könnte v.a. dann hilfreich sein, wenn schwere vasomotorische Menopausensymptome Einfluss auf die Sexualität nehmen.
Gerade letzteres ist unbestritten richtig und man könnte es auch so formulieren: Primärindikation einer Hormontherapie sind vasomotorische Beschwerden – wenn sich damit sekundär auch andere Beschwerden lindern lassen, ist das ein positiver Nebeneffekt. Eine abnehmende Libido oder verändertes sexuelles Verhalten ist per se aber keine Indikation für eine Hormonthearpie peri- oder postmenopausal.
Ihr
Michael Ludwig
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