Wie verlässlich erfolgt die Einnahme oraler Kontrazeptiva? Natürlich wird nie eine vergessen, wenn man unsere Patientinnen fragt. Dennoch ist bekannt, dass durchaus 2-3 Tabletten pro Zyklus nicht im richtigen Zeitabstand eingenomen und somit faktisch vergessen werden und die kontrazeptive Sicherheit sowie die Zyklusstabilität beeinträchtigen.

Eine ganz aktuelle Studie nimmt sich dieser Frage wieder an und untersucht ein Kollektiv von 384 Anwenderinnen oraler Kontrazeptiva (Hallie N. Nelson et al. Measuring oral contraceptive adherence using self-report versus pharmacy claims data. Contraception, im Druck). Als verlässliche Einnahme wurde das Vergessen von maximal 1 Tablette pro Zyklus definiert. Dies lag gemessen über 3 Monate bei 76%, 68% bzw. 54% wenn man sich auf die eigenen Angaben der Anwenderin, Verschreibungsdaten der Apotheken oder eine Kombination aus beidem stützte. Im Vergleich zu 34-40jährigen Anwenderinnen waren 18-25jährige Anwenderinnen besonders gefährdet, das Präparat nicht verlässlich einzunehmen (OR 0,20, 95% KI 0,08 – 0,51 bzw. OR 0,26, 95% KI 0,11 – 0,62 für die Eigenanamnese bzw. die Verschreibungsdaten).

Eine niedrige Verlässlichkeit in der Selbstwahrnehmung und nach Verschreibungsdaten – das Vergessen von 4 oder mehr Tabletten pro Zyklus – traf auf 11% der Anwenderinnen zu. Allerdings gab es auch 22% der Anwenderinnen, die zwar meinten, sich streng an die Vorgabe zu halten und maximal 1 Tablette zu vergessen aber dennoch 4 oder mehr Tabletten laut Verschreibungsdaten vergessen hatten.

Eine Studie mehr, die sehr gut belegt, dass die selbst angegebene Verlässlichkeit nicht immer ein valider Parameter ist.

Ihr

Michael Ludwig