Einer internationalen Datenbankanalyse zufolge erhält etwa ein Viertel (27,2 %) der dort erfassten Frauen mit Mammakarzinom eine Hormontherapie in der Postmenopause. (Mariam Saadedine et al. Treatment patterns in women with breast cancer and endocrine therapy-related menopausal symptoms: a cohort study from the United States, United Kingdom, and Germany. Menopause 2025; im Druck: DOI: 10.1097/GME.0000000000002611) Die Rate war niedriger in den USA (10,7 %) und in UK (3,3 %).
Es gibt keine Einzeldaten zu den Fällen, keine weiteren Informationen. Nun weisen die Autor:innen in ihrer ausführlichen Diskussion bei diesem Punkt daraufhin, dass es verschiedene Leitlinien gibt, in denen in Einzelfällen bei Versagen anderer Therapien eine menopausale Hormontherapie erwogen werden kann.
Meiner Meinung ist das bei einer systemischen Hormontherapie grundsätzlich nicht zu verantworten. Es gibt nur ein Malignom – das Mammakarzinom – für das prospektive, randomisierte Daten zur Frage vorliegen, inwieweit eine menopausale Hormontherapie das Rezidivrisiko beeinflusst. Die Antwort ist: Das Rezidivrisiko steigt. Man kann sich aufgrund der dennoch begrenzten Daten streiten, ob es ggf. ein vertretbar niedrigeres oder gar kein Risiko geben könnte, wenn man wenig Gestagen gibt, wenn man ggf. nur Östradiol gibt bei einer hysterektomierten Patientin, wenn man ggf. zur Endometriumtransformation ein 52 mg LNG IUD gibt. Aber das alles sind theoretische (!) Überlegungen – mir wären theoretische Überlegungen bei einer solchen Fragestellung definitiv nicht ausreichend.
Anders sieht es aus für die lokale niedrig dosierte Östrioltherapie (2-3-mal pro Woche 30 µg). Damit kommt es nach allen verfügbaren Daten nicht zu einem Einfluss auf das Mammakarzinom.
In einem separaten Artikel in dieser Zeitschrift stellt eine Autorin ebenfalls fest, dass die Daten zur Anwendung einer Hormontherapie bei Frauen mit einem Mammakarzinom kritisch zu sehen sind. (Holly J. Pederson. Considerations for hormone therapy use in survivors of breast cancer. Menopause 2025; im Druck: 10.1097/GME.0000000000002629) Eine grundsätzliche Anwendung lehnt auch sie ab. Unter anderem weist sie explizit darauf hin, dass die Überlegung einiger dahingehend, dass eine Hormontherapie bei triple-negativem Mammakarzinom unkritisch sei, einer Evidenz entbehrt. Vielmehr sei es so, dass die prophylaktische Adnexektomie bei Frauen mit BRCA-Mutation insbesondere das Mammakarzinom-spezifische Überleben gerade bei Frauen mit triple-negativem Mammakarzinom verbessert.
Ihr
Michael Ludwig
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