Auch wenn Mehrlingsschwangerschaften selten sind bei Anwendung von Clomifen, so gibt es sie dennoch. Eine nationale Kohortenstudie aus Frankreich hat dazu alle Schwangerschaften, die über die 22. Schwangerschaftswoche hinausgingen zwischen 2013 und 2019 bei Frauen zwischen 18 und 43 Jahren ausgewertet. (Mathilde Bourdon et al. Impact of Clomiphene Citrate on Multiple Gestation Births and Perinatal Outcomes: A Nationwide Cohort Study. Fertility & Sterility 2025; im Druck: doi.org/10.1016/j.fertnstert.2025.04.005) Von in dieser Zeit erfassten 3,1 Millionen Schwangerschaften waren 1 % durch eine Clomifenstimulation eingetreten. Verglichen wurden 31.934 Schwangerschaften nach Clomifen zu einer Kontrollgruppe von 159.670 Schwangerschaften. Die Kontrollgruppe bestand aus jeweils 5 Schwangerschaften pro 1 Clomifenschwangerschaft. Diese 5 Schwangerschaften wurden per Zufall aus der Gesamtkohorte gematcht. Matchingkriterien waren das mütterliche Alter, das Kalenderjahr der Geburt des Kindes, ein Sozialklassenindex sowie eine Vorgeschichte eines Diabetes mellitus oder Hypertonus.

Neben einem insgesamt komplizieren Outcome der Schwangerschaften, das ein bekanntes Phänomen bei Paaren mit einer Subfertilität ist, wurde die Mehrlingsrate analysiert. Diese ist bei Schwangerschaften nach Clomifengabe mit 5,2 % niedrig – sie ist allerdings höher als bei spontan konzipierten Schwangerschaften (OR 3,9, 95 % KI 3,7 – 4,1). Es handelte sich fast ausschließlich um Zwillingsschwangerschaften (5,1 % vs. 1,4 %, OR 3,9, 95 % KI 3,7 – 4,1) und nur ausnahmsweise um Drillingsschwangerschaften oder höhergradige Mehrlinge (0,13 % vs. 0,03 %, OR 4,3, 95 % KI 2,9 – 6,5).

Insofern kann man verschiedene Schlüsse aus diesen Daten ziehen: Das Mehrlingsrisiko ist grundsätzlich gering, aber Patientinnen müssen über dieses etwa 4-fach erhöhte Risiko aufgeklärt werden. Wenn es zu Mehrlingsschwangerschaften kommt, handelt es sich fast ausschließlich um Zwillinge. Eine ovarielle Stimulation mit Clomifen oder – off label – mit Letrozol ohne ein sonographisches Monitoring zum Erkennen des Mehrlingsrisikos zur adäquaten Aufklärung der Patientin ist ein Kunstfehler.

Ihr

Michael Ludwig