Die „Minipubertät“ ist eine transiente Aktivierungsphase der hypothalamisch-hypophysär-gonadalen Achse im Säuglingsalter. Während sie bei Jungen vielfach untersucht wurde, gibt es weniger systematische Daten zu Mädchen. Eine aktuelle dänische Studie liefert nun erstmals umfassende normative Daten zur Morphologie von Ovar und Uterus sowie deren Zusammenhang mit zirkulierenden Sexualhormonen im Alter von etwa 3 Monaten.
Insgesamt wurden 302 gesunde, termingeborene Mädchen aus der COPANA-Kohorte (Copenhagen Analgesic Study) mittels transabdominellem Ultraschall und Hormonanalysen untersucht. (Margit Bistrup Fischer et al. Ovarian and Uterine Morphology in Minipuberty: Associations With Reproductive Hormones: a COPANA Study of 302 Girls. Journal of Clinical Endocrinology & Metabolism 2025; 110: 1015 – 1022)
Die Gesamtanzahl antraler Follikel korrelierte positiv mit AMH (r = 0,378), Inhibin B (r = 0,251) und negativ mit FSH (r = −0,290). Größere Follikel (≥ 5 mm) zeigten signifikante positive Korrelationen mit AMH, Inhibin B, Östron, Östradiol, Progesteron und Testosteron und ebenfalls eine negative Korrelation zu FSH. Östradiol korrelierte positiv mit der endometrialen Dicke (r = 0,155; p = 0,020) und dem Durchmesser der glandulären Brustdrüse (r = 0,198; p < 0,001). Der Zusammenhang mit dem Uterusvolumen war schwächer (r = 0,134; p = 0,054). Mädchen mit vaginaler Blutung (5,6 %) zeigten ein signifikant größeres Uterusvolumen.
Die Ergebnisse deuten klar darauf hin, dass bereits in der frühen Säuglingszeit eine funktionelle Rückkopplung in der Regulationsachse etabliert ist vergleichbar mit der hormonellen Regulation im Ovar der reproduktiven Lebensphase. Die Korrelationen zwischen Hormonspiegeln und Morphologie östrogenabhängiger Gewebe (Uterus, Mammae) sprechen für eine aktive Rolle der Ovarien in der strukturellen Reifung dieser Organe.
Faszinierendes Phänomen diese „Minipubertät“, da sie zur völlig falschen Zeit kommt ohne offensichtlichen Sinn und Zweck. Da ich an die Evoluation glaube und primär erst mal Zufälle oder unsinnige Ereignisse in Körperabläufen für unwahrscheinlich halte, ist auch die „Minipubertät“ kein biologischer Zufall, sondern, wie die Autor:innen auch ausführen, vermutlich ein entwicklungsbiologisches Prägungsfenster: In den ersten Lebensmonaten wird die hormonelle Achse zwischen Hypothalamus, Hypophyse und Gonaden vorübergehend aktiviert – bei Mädchen ebenso wie bei Jungen. Dabei werden östrogenabhängige Zielorgane wie Uterus, Endometrium und Mammae funktionell angeregt. Es kommt zu Wachstum, Differenzierung und Rückkopplung, vergleichbar mit einem „Probelauf“ für die spätere Pubertät. Diese Phase könnte entscheidend zur Feinabstimmung der zukünftigen reproduktiven Funktion beitragen.
In jedem Fall spannend.
Ihr
Michael Ludwig
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