Was ist die Ursache der Gewichtszunahme in der Perimenopause? Eine Publikation hat sich der Frage angenommen, was im Lebensverlauf mit der Appetitregulation passiert. Daraus lassen sich einige Daten explizit zur Perimenopause ableiten. (Adrian Holliday et al. Appetite-related Gut Hormone Responses to Feeding Across the Life Course. Journal of the Endocrine Society 2025; 9: https://doi.org/10.1210/jendso/bvae223)

Die Regulierung des Appetits erfolgt durch ein komplexes Zusammenspiel hormoneller Signale aus dem Darm, die mit dem zentralen Nervensystem kommunizieren. Besonders relevant sind die appetithemmenden Hormone Glukagon-like Peptide-1 (GLP-1), Peptid YY (PYY) und Cholecystokinin (CCK) sowie das appetitanregende Hormon Ghrelin. Die perimenopausale Phase ist gekennzeichnet durch hormonelle Veränderungen, die nicht nur die Energiehomöostase, sondern auch die Freisetzung und Wirkung dieser appetitregulierenden Darmhormone beeinflussen.

Der zunehmende Östradiolmangel könnte, so die Autorinnen und Autoren, eine verringerte Sensitivität für anorexigene (appetithemmende) Hormone wie GLP-1 und CCK verursachen.

Ghrelin-Konzentrationen steigen in der Perimenopause an. Dies könnte zu einer erhöhten Hungerwahrnehmung und Nahrungsaufnahme führen. Tierstudien zeigen, dass ein Östrogenmangel nicht nur die Ghrelin-Sekretion erhöht, sondern auch die Ghrelin-Sensitivität verstärkt, was Heißhungerattacken begünstigen kann.

Die GLP-1-Konzentrationen sind nach der Menopause reduziert, was eine schwächere Sättigungsantwort und eine langsamere postprandiale Hemmung des Appetits zur Folge hat.  PYY-Spiegel sind in der Postmenopause sogar erhöht, wobei jedoch unklar ist, ob dies funktionell den Appetit reduziert oder eine kompensatorische Reaktion auf die Gewichtszunahme darstellt.

Die Sensitivität gegenüber Cholezystokinin, das frühzeitig die Sättigung signalisiert, scheint bei menopausalen Frauen ebenfalls vermindert zu sein.

Insofern kann die Kombination aus steigendem Ghrelin mit steigender Ghrelin-Wirkung, sinkende GLP-1 Konzentrationen und eine reduzierte Wirkung von Cholezystokinin eine höhere Kalorienaufnahme und die Gewichtszunahme begünstigen.

Ist Östradiol allein die Lösung? Es gibt durchaus tierexperimentelle Daten, die darauf hinweisen, dass eine Östrogenisierung sich positiv auf diese Veränderungen auswirken kann. Die Autorinnen und Autoren diskutieren jedoch als Interventionen eher andere Ernährungsstrategien, mehr körperliche Aktivität und GLP-1-Agonisten.

Zudem, das hatte ich bereits an anderer Stelle in meinem Blog gezeigt, sinkt der Grundumsatz altersbedingt immer weiter ab, was dem Halten des gewünschten Körpergewichts auch nicht zuträglich ist. Dies ist ein Mechanismus, der unabhängig ist von Östradiolspiegeln.

Ihr

Michael Ludwig