Immer offen bleiben für die Einschätzung anderer Therapieformen ist wichtig! Ich muss das heute schreiben, weil ich – wie die Leserinnen und Leser meines Blogs vermutlich wissen, kritisch bin gegenüber dem Einsatz von vaginalem DHEA (6,5 mg). Dabei geht es mir nicht darum, dass ich die Gabe an sich kritisch sehe, sondern dass mir Daten fehlen, die einen eindeutigen Benefit nicht nur auf die vaginale Atrophie zeigen – das ist mittlerweile gut belegt – sondern auch bzgl. der Blasenfunktion.

Meine Aussage treffe ich wegen einer aktuellen Studie aus der Zeitschrift Menopause. (Claudia Collà Ruvolo et al. Urodynamic evaluation of prasterone vaginal treatment of mild to moderate urge incontinence in women with vulvovaginal atrophy: multicenter prospective study. Menopause 2025; im Druck: DOI: 10.1097/GME.0000000000002508)

Diese Studie ist eine prospektive Multicenterstudie mit 20 postmenopausalen Frauen mit Symptomen eines genitourinären Syndroms. Die Frauen wurden über 3 Monate mit 6,5 mg DHEA vaginal täglich therapiert, es wurden urodynamische Messungen durchgeführt und über validierte Fragebögen die Befindlichkeit erfasst.

Der ICIQ-SF-Score, der die Drangsymptomatik widerspiegelt, sank signifikant von 9,6 ± 5,1 auf 2,63 ± 2,24 (p < 0,001). Die urodynamische Untersuchung zeigte eine signifikante Verbesserung der Blasenkapazität: Das erste Füllungsgefühl stieg um 52 mL (70 auf 123 ml, p = 0,001), ein normaler Harndrang wurde 85 ml höher gespürt (115 auf 202 ml, p = 0,001), ein Drangstimulus bestand 100 ml höher (199 auf 290 ml,p = 0,001) und die maximale Blasenkapazität stieg um 91 ml (251 auf 343 ml, p = 0,001). 42,1 % der Patientinnen berichteten eine deutliche subjektive Verbesserung.

Dieser sehr positive Effekt scheint die Folge zu sein von Östradiol und Testosteron, das aus dem applizierten DHEA entsteht und sich positiv auf die Blasenfunktion auswirkt.

Intravaginales DHEA führte zusammengefasst innerhalb von drei Monaten zu einer objektiven Verbesserung der Blasenfüllungsparameter und einer signifikanten Reduktion der Dranginkontinenz. Nun wären noch randomisierte Daten notwendig, um diesen Effekt eindeutig zu belegen. Zunächst aber bemerkenswerte Ergebnisse! Wie geschrieben: immer offen bleiben!

Ihr

Michael Ludwig