Eine gute Schlafhygiene fördert die Konzeptionschancen, so das Ergebnis einer prospektiven Pilotstudie. (Peinan Zhao et al. Sleep variability and time to achieving pregnancy: findings from a pilot cohort study of women desiring pregnancy. Fertility & Sterility 2025; im Druck: doi.org/10.1016/j.fertnstert.2025.01.019)

183 Frauen im reproduktiven Alter (18–45 Jahre), die schwanger werden wollten, wurden zwischen 2015 und 2017 rekrutiert und über ein Jahr beobachtet. Mittels Actigraphie (ein tragbares Gerät zur Erfassung von Schlaf- und Aktivitätsmustern) wurde über zwei Wochen der Zeitpunkt des Schlafbeginns, das Erwachen und die Schlafdauer sowie deren tägliche Schwankungen aufgezeichnet. Die primäre Zielgröße war die Zeit bis zur bestätigten Schwangerschaft.

82 von 183 Frauen (45 %) wurden während des einjährigen Follow-ups schwanger (Median: 2,8 Monate). Frauen mit einer Standardabweichung von >1,8 Stunden für den Schlafbeginn hatten eine um 40 % reduzierte Wahrscheinlichkeit, schneller schwanger zu werden (adjustierte Hazard Ratio [aHR] 0,60, 95%-KI 0,36–0,999). Frauen mit einer Standardabweichung von >2,3 Stunden in der Schlafdauer hatten eine um 41 % reduzierte Wahrscheinlichkeit, schneller schwanger zu werden (aHR 0,59, 95%-KI 0,36–0,98).

Möglicherweise geht eine mangelhafte Schlafhygiene (Chronodisruption) also zu einer verminderten Fertilität. Der Mechanismus ist unklar, es könnte sich um einen Einfluss des Melatonin handeln.

Grundsätzlich sind die Ergebnisse interessant. Die Frage aber ist, inwieweit die Frauen in dieser Studie repräsentativ waren. Die Dauer des Kinderwunsches war nicht erfasst worden, allerdings galt eine Dauer des Kinderwunsches ≥ 12 Monate unter 35 Jahren und > 6 Monate ≥ 35 Jahre als Ausschlusskriterium. Die niedrige Schwangerschaftsrate über 1 Jahr deutet auf eine präselektierte Kohorte mit einer Subfertilität hin.

Auffällig ist auch der relativ hohe BMI sowohl in der Gruppe der Schwangeren (25,47 ± 5,46 kg/m2) als auch der Nicht-Schwangeren (32,26 ± 9,82 kg/m2) (p < 0,001). Zudem unterschieden sich die Nicht-Schwangeren von den Schwangeren im Bildungsniveau, in dem Anteil einer bezahlten Anstellung (90,2 % vs. 75,3 %, p 0,016), dem Jahreseinkommen, das signifikant höher war bei den Schwangeren, dem Anteil Raucherinnen (2,4 % vs. 13,4 %, p < 0,018) (jeweils Schwangere vs. Nicht-Schwangere).

Insofern wurde vermutlich eine präselektierte Kohorte eingeschlossen, ggf. mit einem relevanten Anteil an einer Subfertilität. Weiterhin mögen Lebensstilfaktoren, Stress und Arbeit, das Schlafverhalten, die Gelegenheit zum gezielten Geschlechtsverkehr und so die Fertilität beeinträchtigt haben.

Es gibt insofern schon einige „wenn und aber“ bei dieser Pilotstudie – nicht umsonst aber heißt sie „Pilotstudie“ genau deswegen, weil auch die Autor:innen damit schließen, dass es weiterer Studienergebnisse dazu bräuchte.

Ihr

Michael Ludwig