Der Zusammenhang zwischen einer Demenz und einer frühen Menopause oder prämaturen Ovarialinsuffizienz ist immer wieder Thema. Ein besonderes Risiko, die Menopause durch beidseitige Adnexektomie, war nun Thema einer Studie der UK Biobank. (Noelia Calvo et al. Associated risk and resilience factors of Alzheimer’s disease in women with early bilateral oophorectomy: Data from the UK Biobank. Journal of Alzheimer’s Disease 2024; 102: 119 – 128)
Bei der retrospektiven Analyse wurden 34.603 Frauen ≥ 60 Jahre inkludiert, davon 4.403 mit beidseitiger Adnexektomie vor dem 49. Lebensjahr und 30.200 mit natürlicher Menopause.
47 Frauen in der Gruppe mit früher Adnexektomie und 61 in der Kontrollgruppe entwickelten. Das mittlere Alter betrug zum Zeitpuntk der Auswertung 63,8 ± 2,79 Jahre.
25,4 % der Frauen waren Trägerinnen des APOE4-Allels als relevantem Risikofaktor für einen Morbus Alzheimer.
Das Risiko für einen Morbus Alzheimer war in der Gruppe mit beidseitiger Adnexektomie signifikant erhöht (OR 4,12, 95 % KI 2,02 – 8,44). Ein APOE4-Allel war ebenfalls ein relevanter Risikofaktor (OR 2,55, 95 % KI 1,76 – 3,69), ebenso ein höheres Alter (OR 1,11 pro Lebensjahr, 95 % KI 1,05 – 1,19). Eine HRT ging mit einem niedrigeren Risiko einher (OR 0,59, 95 % KI 0,39 – 0,89), ebenso jede zusätzliche BMI-einheit (OR 0,94, OR 0,90 – 0,98) und jedes zusätzliche Jahr an Ausbildung als Messinstrument für die Bildung (OR 0,93, 95 % KI 0,90 – 0,97).
Betrachteten die Autor:innen nur die Gruppe der Frauen mit Adnexektomie, so hatte das Vorliegen eines APOE4-Allels einen noch höheren signifikanten Einfluss (OR 4,29, 95 % KI 2,43 – 7,56). Ebenso zeigte sich eine HRT in dieser Gruppe als noch vorteilhafter aus als im Gesamtkollektiv (OR 0,43, 95 % KI 0,23 – 0,82).
Eine separate Auswertung für Frauen mit natürlicher Menopause zeigt, dass nur der Bildungsgrad negativ assoziiert war mit dem Risiko für einen Morbus Alzheimer. Weder eine frühere Hormontherapie noch das Vorliegen eines APOE4-Allels zeigten einen signifikanten Zusammenhang, wenn auch ein gewisser Trend zu einem positiven bzw. negativen Effekt sichtbar war.
Spannende Daten, die ein höheres Demenz-Risiko bei adnexektomierten Frauen belegen und den Vorteil einer HRT in diesem Kollektiv als Schutzfaktor zeigen. Sehr interessant nun wäre die Frage, inwieweit dieser Schutzeffekt ausschließlich bei denen galt, die ein APOE4-Allel trugen bzw. um wie viel mehr dieser Effekt stieg.
Ihr
Michael Ludwig
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