In einem Research Letter in der Zeitschrift JAMA werden Daten aus einem dänischen Register zur Assoziation eines Levonorgestrel (LNG) IUDs und Mammakarzinomen berichtet. (Lina Steinrud Mørch et al. Breast Cancers in Users of Levonorgestrel-Releasing Intrauterine Systems. JAMA 2024; im Druck: DOI 10.1001./jama.2024.18575)
Eingeschlossen waren die Daten von 78.595 Frauen, die zwischen 2000 und 2019 ein LNG IUD mit 13,5, 19,5 oder 52 mg Levonorgestrel genutzt hatten. Dazu wurde eine gleichgroße Gruppe von Frauen nach alters-adjustiert verglichen, die keine hormonellen Kontrazeptiva genutzt hatten.
Die HR für die Diagnose eines Mammakarzinoms betrug 1,4 (95 % KI 1,2 – 1,5) bei Anwendung eines LNG IUD. Bei Anwendung für 0-5 Jahre, > 5 – 10 Jahre und > 10 bis 15 Jahre lag die HR bei 1,3 (95 % KI 1,1 – 1,5), 1,4 (95 % KI 1,1 – 1,7) und 1,8 (95 % KI 1,2 – 2,6). Dies bedeutet 14 (95% KI 6 – 23), 29 (95 % KI 9 – 50) und 71 (95 % KI 15 – 127) zusätzliche Diagnosen eines Mammakarzinoms pro 10.000 Frauen.
Trotz des offenbar eindeutigen Trends war dieser nicht signifikant (p = 0,15).
Die Daten scheinen sehr überzeugend, da sich dieser – wenn auch nicht signifikante – Trend mit der Dauer der Anwendung zeigt. Zu den beiden Gruppen wird angegeben, dass die Rate an Frauen mit einem PCO-Syndrom, Endometriose und der Anwendung von Fertilitätsmedikamenten vergleichbar war. 27 % der Frauen in der Vergleichsgruppe waren Nulliparae, 11 % in der Studiengruppe. Das Alter zum Zeitpunkt der ersten Geburt war vergleichbar.
Der Bericht enthält keine Angaben zum BMI und keine Angaben zur familiären Mammakarzinombelastung. Warum ist das relevant? Nach wie vor eine Selektionsbias anzeigen: Frauen, die ein LNG IUD für die Kontrazeption wählen, könnten dies wegen Risikofaktoren entscheiden, die auch das Risiko für Mammakarzinome beeinflussen.
Ich wünsche mir Klarheit für diese nun schon häufig in Studien gestellte Frage. Bislang aber gibt es diese Klarheit eben nicht, da, wenn man andere Studien heranzieht, die Dosis-Wirkungs-Beziehung fehlt: Höher dosierte hormonelle Präparate zur Kontrazeption hatten ein geringeres Mammakarzinomrisiko in diesen Publikationen gezeigt.
Solange also eine valide Datenbasis fehlt, halte ich an meiner Vorsicht bei Interpretation dieser Daten fest und gehe von einem relevanten Selektionsbias aus.
Ihr
Michael Ludwig
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