Eine Studie untersuchte die Variabilität der Follikel- und Lutealphasenlänge bei gesunden, prämenopausalen Frauen über einen Zeitraum von einem Jahr. (Sarah Henry et al. Prospective 1-year assessment of within-woman variability of follicular and luteal phase lengths in healthy women prescreened to have normal menstrual cycle and luteal phase lengths. Human Reproduction 2024; im Druck: doi.org/10.1093/humrep/deae215)

Ziel war, die relative Variabilität der Phasenlängen innerhalb von Frauen mit normalen Menstruationszyklen zu bestimmen.

In die Studie wurden 53 gesunde Frauen im Alter von 21 bis 41 Jahren aufgenommen, die zwei dokumentierte normale Menstruationszyklen (21-36 Tage!) aufwiesen. Die Lutealphase hatte eine Länge von mindestens 10 Tagen in 38 Fällen und < 10 Tagen in 15 Fällen. Über ein Jahr hinweg erfassten die Teilnehmerinnen Daten zu ihrer Basaltemperatur, körperlicher Aktivität und menstruationsbezogenen Erfahrungen. Insgesamt wurden 694 von 720 Zyklen mit einer validierten Methode zur Bestimmung der Follikel- und Lutealphase eingeschlossen und ausgewertet.

676 waren ovulatorisch, 18 Zyklen anovulatorisch (2,6%).

Die mittlere Zykluslänge betrug 28,1 Tage (95% KI 27,5– 28,8 Tage). Die Follikelphasen waren bei ein und derselben Frau in ihrer Länge variabler als die Lutealphasen (mittlere Varianz 5,2 Tage, 95% KI 0,50 – 43,5 vs. 3,0 Tage, 95% KI 0,7 – 7,0). Insofern steuert die Lutealphase etwa 25%, die Follikelphase etwa 75% der Zyklusvariabilität bei einer Frau bei.

Die 4 Autorinnen diskutieren ihre Daten v.a. dahingehend, dass man ovulatorische nicht von anovulatorischen Zyklen unterscheiden konnte in diesem Kollektiv. Andererseits – so meine Meinung – ist bekannt, dass bei einer Eumenorrhoe durchaus in 10% der Fälle anovulatorische Zyklen auftreten können, was aber nichts an der Fertilität und Konzeptionswahrscheinlichkeit über 1 Jahr hinweg ändert. In dieser Untersuchung waren es nicht 10%, es waren nur 2,6% der Zyklen, die anovulatorisch waren! Zudem ist die Frage, wie „eumenorrhoisch“ Patientinnen sind, bei denen es nur Daten zu 2 Zyklen gibt, die dann zwischen 21 und 36 Tagen schwanken.

Es gibt in dieser Publikation auch eine längere Diskussion zu einer „subclinical ovulatory dysfunction“ und der Frage, inwieweit diese Relevanz hat für die langfristige Gesundheit und Fertilität. Ich stimme den Autorinnen zu, dass man das gerne mit mehr Daten abklären und erforschen muss – die Diagnose einer „subclinical ovulatory dysfunction“ halte ich für „Überdiagnostik“ und ein disease mongering (= Krankmachen) ansonsten gesunder Frauen.

Zusammengefasst belegen die Daten die im Vergleich zur Follikelphase höhere Stabilität einer Lutealphase und die Verlässlichkeit ovulatorischer Zyklen bei eumenorrhoischen Frauen

Ihr

Michael Ludwig