Das Risiko der Entwicklung depressiver Symptome perimenopausal ist Thema eines Reviews. (Yasmeen Badawy et al. The risk of depression in the menopausal stages: A systematic review and meta-analysis. Journal of Affective Disorders 2024; 357: 126 – 133)
Aufgrund der recherchierten Daten kommen die Autor:innen auf ein in der Perimenopause erhöhtes Risiko mit einer OR 1,40 (95% KI 1,21 – 1,61). Interessant ist in dem Artikel der Hinweis auf die Zusammenhänge zwischen Östradiol und Neurotransmittern, die die Entwicklung der Depressionsneigung gut erklären kann.
Östradiol beeinflusst die Serotoninproduktion und -funktion, indem es die Synthese des Serotonin-Transporters und der Serotoninrezeptoren erhöht. Östradiol kann die Dopaminfreisetzung und die Dichte der Dopaminrezeptoren erhöhen, was zu einer Verbesserung der Motivation und des Antriebs beiträgt. Östradiol wirkt auch auf das noradrenerge System, das an der Stressreaktion beteiligt ist. Es verbessert die Noradrenalinfreisetzung und unterstützt die Anpassungsfähigkeit an Stress. Östradiol beeinflusst auch die Produktion von β-Endorphinen – sinkende Östradiolspiegel können zu einer Abnahme führen, was die Anfälligkeit für Depressionen erhöht.
Dies, so die 4 Autor:innen ist die Ursache des „window of vulnerability“, über das ich schon häufiger in diesem Blog geschrieben habe.
Hinzu kommt die Domino-Hypothese, die Idee, dass vasomotorische Beschwerden sekundär die Depressionen triggern. Ich halte das persönlich für einen relevanten Faktor, v.a. bei nächtlich vasomotorischen Beschwerden, die den Schlaf beeinträchtigen und so das Auftreten von Depressionen fördern können – Thema eines anderen kürzlich publizierten Reviews, den ich hier besprochen habe. In der aktuellen Arbeit allerdings sehen die Autor:innen diesen Faktor eher mit einer geringeren Bedeutung, da nach Adjustierung für vasomotorische Beschwerden in drei der ausgewerteten Studien das Risiko für Depressionen dennoch hoch blieb.
Zum Dritten wird das bio-psycho-socio-kulturelle Modell angeführt, das v.a. andere Lebensereignisse in dieser Phase als kausale Begründung sieht – Todesfälle, Krankheiten, das eigene Altern u.v.m.
Eine lesenswerte Arbeit mit plausiblen Schlussfolgerungen!
Ihr
Michael Ludwig
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