Eine prospektive Langzeitstudie hat die Frage gestellt, ob unterschiedliche AMH-Werte im Alter von etwa 38 Jahren eine Korrelation zeigen mit dem Eintritt der Menopause und v.a. menopausalen Beschwerden. (Jasmin Mahabamunuge et al. Associations of anti-Müllerian hormone levels among women in their mid-30s with menopausal symptoms ~14 years later. Menopause 2024; im Druck: DOI: 10.1097/GME.0000000000002360)

In dieser Publikation geht es um 474 Teilnehmerinnen einer prospektiven Untersuchung, des Project Viva. Die Entnahme der AMH-Bestimmung erfolgte im mittleren Alter von 38,2 ± 3,9 Jahre, der Wert betrug 2,80 ± 2,74 ng/ml. Die Kontrolle etwa 14 Jahre später erfolgte im mittleren Alter von 52,3 ± 3,9 Jahren. 50% der Frauen hatten zu dem Zeitpunkt die natürliche Menopause erlebt. War eine Menopause eingetreten, dann im Mittel mit 50,4 ± 3,6 Jahren.

Pro Tertil waren es 158 Frauen, die eingeschlossen waren. Im niedrigsten AMH-Tertil lagen die Werte bei 0,003 – < 1,06 ng/ml, im mittleren bei 1,06 – < 3,00 ng/ml und im höchsten bei ≥ 3,00 – 12,55 ng/ml.

Je niedriger der AMH-Wert bei der ersten Messung gewesen war, desto früher trat die Menopause ein. Das Risiko war für das unterste Tertil mit einem mittleren Wert von 0,47 ± 0,32 ng/ml 7,1fach höher (aHR 7,1, 95% KI 4,6 – 11,0), das Risiko vaginaler Beschwerden 2,58fach höher (aHR 2,58, 95% KI 1,16 – 5,73), jeweils verglichen mit dem höchsten Tertil mit einem mittleren AMH von 6,01 ± 2,37 ng/ml.

Allerdings lag das mittlere Menopausenalter abhängig vom AMH im 1., 2. und 3. Tertil bei 49,1 ± 3,3 Jahre, 51,1 ± 3,5 Jahre und 52,7 ± 2,8 Jahre. Auch wenn ein 7,1fach erhöhtes Risiko dramatisch klingt, sehen wir einen Unterschied von 3 Jahren, um die 50 Jahre, also im Bereich des späten physiologischen Menopausenalters.

Das ist interessant und nicht unerwartet. Ist es klinisch relevant? – Wohl eher nicht.

Nun ist der Titel der Studie vielversprechender als der Inhalt, den man kann sich trefflich darüber streiten ob ein mittleres Alter von 38 Jahren „mid-30s“ bedeutet oder eher „ca. 40“. „mid 30s“ oder „early 30s“ wäre sehr viel interessanter gewesen. Dennoch: relevante und interessante Ergebnisse!

Ihr

Michael Ludwig