Hilft eine HRT gegen depressive Symptome? Dieser Frage geht eine prospektive Erhebung an 170 Frauen in einer spezialisierten Menopausenklinik (St. Joseph’s Healthcare Menopause Clinic in Hamilton, Ontario) mit einem follow-up über 12 Monate nach. (Rahavi Gnanasegar et al. Does

menopause hormone therapy improve symptoms of depression? Findings from a specialized menopause clinic. Menopause 2024; im Druck: DOI: 10.1097/GME.0000000000002325)

Als Grundlage ihrer Untersuchung beschreiben die Autor:innen die Beobachtung, dass depressive Symptome während oder kurz nach dem menopausalen Übergang häufiger auftreten und geben dieser Zeit die Bezeichnung „window of vulnerability“. Sie stellen dabei auch heraus, dass es in dieser Zeit relevante Auslöser geben kann wie Herausforderungen im Arbeitsleben, Veränderungen in der Familienstruktur, Sorge um die älterwerdenden Eltern, Bewusstwerden des eigenen Alterns und der eigenen Gesundheit.

Die Frauen in dieser Untersuchung waren im Mittel 50,2 ± 8,9 Jahre alt, 24,1% waren perimenopausal, 75,9% postmenopausal. Von den 129 postmenopausalen Frauen hatten 36,5% eine natürliche, 35,3% eine chirurgische Menopause, 4,1% eine onkologisch induzierte (Chemotherapie, Radiatio). Der Depressionsscore zum Ausgangspunkt war höher bei denjenigen mit einer chirurgischen (13,6 ± 6,3) oder onkologischen (13,7 ± 6,1) als einer natürlichen Menopause (12,1 ± 7,2). Dieser Unterschied war signifikant, verlor seine Signifikanz allerdings nach Altersadjustierung.

84 der 170 Frauen nahmen über das Gesamt-follow-up ihre Hormontherapie. 66 in der Gesamtgruppe hatten eine Medikation mit Antidepressiva, 33 davon nahmen auch eine Hormontherapie ein. Der Depressionsscore nahm über die Zeit hinweg ab, sowohl unter antidepressiver Therapie wie auch unter einer Hormontherapie oder unter einer Kombination aus beidem. Bei einer Hormontherapie bestand der positive Effekt unabhängig davon, ob eine Gestagengabe erfolgte oder nicht.

Verbessert also eine menopausale Hormontherapie eine Depression? Zunächst einmal sehen die Autor:innen weiteren Forschungsbedarf. Möglicherweise, so sehe ich das, besteht ein gewisser Einfluss. Dabei sehe ich den immensen Vorteil v.a. darin, dass menopausale Beschwerden genommen werden, ggf. der Schlaf verbessert wird, insofern sich dies auch indirekt auf die depressive Problematik auswirken wird. Eine positive Auswirkung hatte sicherlich auch, dass die Frauen sämtlichst beraten wurden über ihren Lebensstil, Verhalten etc. Ob es also einen direkten kausalen Therapiezusammenhang gibt, beantwortet diese Studie in meinen Augen nicht. Dazu bedürfte es einer prospektiven, randomisierten Untersuchung.

Ihr

Michael Ludwig