Eine US-amerikanische Arbeitsgruppe ist der Frage nachgegangen, inwieweit eine prämenopausale beidseitige Adnexektomie mit oder ohne Hysterektomie Auswirkungen auf die langfristige Gesundheit hat. (Michelle M. Mielke et al. Long-term effects of premenopausal bilateral oophorectomy with or without hysterectomy on physical aging and chronic medical conditions. Menopause 2023; im Druck: DOI: 10.1097/GME.0000000000002254)

274 betroffene Frauen und 240 Kontrollpersonen, alle über 55 Jahre alt, wurden bzgl. ihrer Gesundheitsdaten ausgewertet. Das mediane Alter der Betroffenen lag bei 67 Jahren, im Median 22 Jahre nach der Adnexektomie. 161 Frauen waren unter 46 Jahre alt gewesen zum Zeitpunkt der Operation (59%), 113 (41%) 46-49 Jahre alt.

Die Daten zur kognitiven Funktion zeigten keine Unterschiede.

Allerdings zeigten Frauen, die unter 46 Jahren beidseits adnexektomiert worden waren ein höheres Risiko für eine Arthritis (OR 1,64, 95% KI 1,06 – 2,55), Asthma (OR 1,74, 95% KI 1,03 – 2,93), eine obstruktive Schlafapnoe (OR 2,00, 95% KI 1,23 – 3,26) und Frakturen (OR 2,86, 95% KI 1,17 – 6,98). Zudem war die mittlere Gehstrecke über 6 Minuten signifikant verkürzt (p = 0,034). Frauen, die zwischen 46 und 49 Jahren adnexektomiert worden waren hatten gegenüber der Referenzgruppe ein erhöhtes Risiko für eine Arthritis (OR 1,92, 95% KI 1,16 – 3,18) und eine obstruktive Schlafapnoe (OR 2,21, 95% KI 1,33 – 3,66).

Frauen mit einer Adnexektomie hatten einen höheren BMI, signifikant allerdings war – gegenüber Frauen in der Vergleichsgruppe – der Unterschied aber nur bei denjenigen mit später Adnexektomie (27,8 kg/m2 vs. 29,2 kg/m2 vs. 30,8 kg/m2 – Referenz vs. frühe vs. späte Adnexektomie). Dasselbe galt für den Anteil mit einer Adipositas (34,2% vs. 40,4% vs. 48,7%).

Nun drängt sich die Frage auf, ob man diese Entwicklung mit einer hormonellen Substitution hätte verbessern können. Dazu findet man in der Arbeit, dass 13,8%, 68,3% und 77,9% (Referenzgruppe, frühe und späte Adnexektomie) zum Zeitpunkt des 50. Geburtstags Östrogenpräparate angewendet hatten. Inwieweit ggf. die Substitution zu spät eingesetzt hat oder nicht lange genug durchgeführt wurde, kann man den Daten nicht entnehmen.

Ganz neu sind die Daten und Ergebnisse nicht, sie bestätigen die langfristige Auswirkung einer Adnexektomie prämenopausal – interessant ist das Muster an klinischen Beschwerden, interessant ist meiner Meinung nach auch der überraschend unterschiedliche Effekt des Zeitpunkts der Adnexektomie auf metabolische Parameter. Man kann spekulieren, dass sich darin weniger nur der Effekt der Adnexektomie widerspiegelt sondern auch präexistente Risikofaktoren, die mit der Indikationsstellung zur Adnexektomie einhergegangen sind.

Ihr

Michael Ludwig