Manche interessante Literatur geht an einem vorbei – so wurde ich erst durch einen Vortrag auf eine Arbeit aufmerksam, die bereits 2019 publiziert worden ist und sich mit dem Menstruationszyklus und der „Normalität“ des Menstruationszyklus anhand von Datensammlungen aus einer entsprechenden App beschäftigt. (Jonathan R. Bull et al. Real-world menstrual cycle characteristics of more than 600,000 menstrual cycles. npj Digital Medicine 2019; 83: https://doi.org/10.1038/s41746-019-0152-7)
Ausgewertet wurden 612.613 ovulatorische Zyklen von 124.648 Anwenderinnen. Die mittlere Zykluslänge betrug 29,3 ± 5,2 Tage, die mittlere Follikelphase 16,9 ± 5,3 Tage, die mittlere Lutealphase 12,4 ± 2,4 Tage. Die Menstruationsdauer lag im Mittel bei 4,0 ± 1,5 Tagen.
Weitere Auswertungen über verschiedene Altersgruppen hinweg zeigen, dass die Lutealphase vergleichsweise stabil bleibt, dass aber die Länge der Follikelphase zunehmend kürzer wird. In etwa wird die Zykluslänge pro Lebensjahr um 0,18 Tage kürzer (-0,176, 95% KI -0,168 – -0,183), eben vor allem durch eine kürzere Follikelphase (-0,194, 95% KI -0,186 – -0,202).
Wichtige Daten, die die Vorstellung von einer mittleren Zykluslänge von 28 Tagen ein klein wenig zurecht rücken. Der größte Wert liegt aber meiner Meinung nach in der Darstellung von Follikel- und Lutealphase über die Lebenszeit, da man daraus ersehen kann, dass die Lutealphase vergleichsweise stabil bleibt, ein „Progesteronmangel“ im Sinne einer kürzeren Lutealphase also eher nur eine Vermutung ist.
Ihr
Michael Ludwig
Hinterlassen Sie einen Kommentar
You must be logged in to post a comment.