Ein Drospirenon-Mono-Präparat ist kurz vor der Zulassung, 4 mg pro Tablette, Einnahmemuster 24-4. Grund genug, 3 Studien dazu kurz noch einmal zu referieren. Zusammengefasst wird mit dem Drospirenon-Mono-Präparat ein weiteres zuverlässiges und für ein Gestagen-Mono-Präparat stabiles Präparat zur Verfügung stehen, dass der Anwendung von Desogestrel 75 µg absolut vergleichbar ist. Der Vorteil des Drospirenon-Präparates ist eine etwas häufigere „reguläre“ Blutung im einnahmefreien Intervall.

Die Studien: Vor einigen Jahren schon hatte ich über eine prospektiven Studie an 713 Teilnehmerinnen berichtet (David Archer et al. Drospirenone-only oral contraceptive: results from a multicenter non-comparative trial of efficacy, safety and tolerability. Contraception 2015; 9: 439 – 444). Der Pearl Index wurde mit 0,51 kalkuliert (95% KI 0,11 – 1,50). Ungeplante Blutungen nahmen von Zyklus zu Zyklus ab, sie lagen bei noch 49,1% im Zyklus 1, 27,8% in Zyklus 6 und nur noch 22,8% in Zyklus 13. Es gab keinen Fall von Thrombosen oder Embolien bzw. einer Hyperkaliämie.

Vor etwa 18 Monaten erschien eine zusammenfassende Darstellung der bis dahin publizierten 2 Phase III Studien, inkl. der zuvor zitierten (Santiagl PAlacios et al. Multicenter, phase III trials on the contraceptive efficacy, tolerability and safety of a new drospirenone‐only pill. Acta Obstet GYnecol Scand 2019; 98: 1549 – 1557). Der Pearl Index wurde basierend auf 1.571 Patientinnen und 14.329 Zyklen mit 0,7258 berechnet (95% KI 0,3133 – 1,4301). Alle Schwangerschaften traten bei Frauen im Alter von ≤ 35 Jahren auf. Bestätigt wurde, dass kein Fall einer Thrombose oder einer Embolie auftrat, obwohl in 16% der Teilnehmerinnen zumindest ein Thrombose-Risikofaktor vorlag (15,4% bzw. 16,5% in der ersten bzw. zweiten Studie). Allerdings führen die Autoren einschränkend an, dass für eine sichere Aussage die Daten von 3.333 Frauenjahren ausgewertet werden müssten, die Studien aber gemeinsam nur aus 1.102 Frauenjahre kamen.

Die zweite Phase III Studie beinhaltete eine Vergleichsgruppe mit der Anwendung von 75 µg Desogestrel als dem heutzutage am weitesten verbreiteten oralen Gestagen-Mono-Präparat, diese Daten wurden auch separat publiziert (Santiago Palacios et al. A multicenter, double‑blind, randomized trial on the bleeding profile of a drospirenone‑only pill 4 mg over nine cycles in comparison with desogestrel 0.075 mg. Archives of Gynecology & Obstetrics 2019; 300: 1805 – 1812). Zur Auswertung kamen 858 Frauen mit 6.691 Drospirenon- und 332 Frauen mit 2.487 Desogestrel-Zyklen – insgesamt lief die Studie über 9 Behandlungszyklen. Bei einem mittleren Alter von 28,9 ± 7,1 Jahren lag der mittlere BMI bei 22,96 ± 3,537 bzw. 22,82 ± 3,905 kg/m2, der maximale BMI bei 41,0 bzw. 38,0 kg/m2, der Anteil übergewichtiger Teilnehmerinnen bei 3,5% bzw. 4,8% in der Drospirenon- bzw. Desogestrel-Gruppe. Zielpunkt war in dieser Studie v.a. das Blutungsverhalten: Die Wahrscheinlichkeit ungeplanter Blutungen reduzierte sich auf 43,9% in der Drospirenon- und 45,3% in der Desogestrel-Gruppe. In den ersten 6 Zyklen war die Wahrscheinlichkeit einer Blutung in der Drospirenon-Gruppe signifikant niedriger. Die Zahl von Tagen mit ungeplanten Blutungen oder Schmierblutungen lag in den Zyklen 7-9 unter Drospirenon signifikant niedriger als unter Desogestrel (7,2 ± 8,85 vs. 10,8 ± 13,34 Tage, p = 0,0277, Median 4,0 vs. 7,0). Allerdings muss man meiner Meinung nach einschränkend anmerken, dass die Autoren jeden (!) Blutungstag unter Desogestrel als „ungeplant“ ansahen, da das Präparat kontinuierlich anwendet wurde. Das heißt für die täglich Praxis, bei der wir durchaus einige Patientinnen kennen, die mit einer monatlichen hypomenorrhoischen Blutung unter Desogestrel sehr zufrieden sind, dass all diese mit „ungeplanter“ Blutung berichtet würden. Insofern ist auch eine weitere im Text angegebene Rate relevant: Die Amenorrhoerate stieg von Zyklus 2 bis Zyklus 9 von 30,3 auf 43,7% in der Drospirenon- bzw. 26,0 auf 54,7% in der Desogestrel-Gruppe.

Ihr

Michael Ludwig