Eine kanadische Untersuchung widmet sich der Frage nach dem kardiovaskulären Risiko abhängig vom Menopausenalter und von der Ursache der Menopause – dem natürlichen Eintritt gegenüber einer chirurgischen Menopause. Die Autoren weisen darauf hin, dass die bisherigen Daten unklar sind und es sich bei der Beobachtung der Assoziation – jüngeres Menopausenalter, höheres kardiovaskuläres Risiko und chirurgische Menopause, höheres kardiovaskuläres Risiko – um eine umgekehrte Kausalität handeln könnte: Frauen mit einem kardiovaskulären Ereignis vor 35 Jahren haben ein höheres Risiko für ein Menopausenalter unter 45 Jahren bzw. Frauen mit chirurgischer Menopause könnten weitere Risikofaktoren wie einen Hypertonus, einen Typ 2 Diabetes mellitus, eine Dyslipidämie oder Adipositas haben.

Diese Frage wird anhand des Framingham Risk Scores in einer Longitudinalstudie (Canadian Longitudinal Study on Aging) untersucht (Madison A. Price et al. Early and surgical menopause associated with higher Framingham Risk Scores for cardiovascular disease in the Canadian Longitudinal Study on Aging. Menopause, im Druck). Die Auswertung umfasst 10.900 Frauen, die zwischen 45 und 85 Jahren rekrutiert wurden. 8.200 hatten eine natürliche Menopause, 1.890 eine chirurgische. 8% der Frauen hatten eine frühe natürliche Menopause (40-44 Jahre), 3% eine prämature Ovarialinsuffizienz (< 40 Jahre). Eine HRT wurde von 42% angewendet, häufiger bei Frauen mit chirurgische Menopause (59,2%) und von Frauen mit prämaturer Ovarialinsuffizienz (61,9%). Das mittlere Alter zum Zeitpunkt der Datenerhebung betrug 64,2 ± 8,9 Jahre.

Die Autoren können zeigen, dass der kardiovaskuläre Framingham-Risk-Score (FRS) mit steigendem Menopausenalter absinkt und bei Frauen mit chirurgischer Menopause höher ist als bei solchen mit spontaner. Zudem zeigen die Autoren klar, dass Rauchen und Adipositas signifikante Risikofaktoren sind. Allerdings ist die anamnestische Anwendung einer Hormontherapie ohne Einfluss auf das Risiko.

In einem Editorial, das parallel zu dieser Studie erscheinen wird, diskutieren zwei Autorinnen die Ergebnisse dieser Studie (Martha Hickey und Gita D. Mishra. Timing and type of menopause and risk of cardiovascular disease. Menopause, im Druck). Ihr Hauptkritikpunkt betrifft die Datenerhebung, da viele relevante Daten auf einer Selbstmitteilung durch die Studienteilnehmerinnen beruhten. Sie wünschen sich dazu mehr Validität. Insofern fordern sie mehr Daten ein, um den Benefit einer Hormontherapie abhängig vom Menopausenalter und v.a. abhängig vom kardiovaskulären Risikoprofil bewerten zu können. Denn unklar ist v.a. auch, ob das kardiovaskuläre Risikoprofil ggf. schon prä-menopausal bei denjenigen Frauen, die früh ihre Menopause erleben, ein anderes ist – das kann diese Studie von Price et al. nicht beantworten und es wäre eine wichtige Information, um den Benefit einer Hormontherapie richtig bewerten zu können.

Ihr

Michael Ludwig