Beeinflusst die Anwendung von Cannabisprodukten die Fertilität? – dieser Frage ist eine prospektive Kohortenstudien aus den USA nachgegangen (S.L. Mumford et al. Cannabis use while trying to conceive: a prospective cohort study evaluating associations with fecundability, live birth and pregnancy loss. Human Reproduction, im Druck). Dazu nutzten die Autoren Daten der EAGeR-Studie, einer Untersuchung zu der Frage, ob die Anwendung von Aspirin einen Einfluss auf Fertilität und Schwangerschaftsverlauf hatte. Die Daten zur Anwendung von Cannabisprodukten stammten aus eigenen Angaben (n = 1.220) und/ oder Urinanalysen (n = 1.218) der 1.228 Frauen. 5% der Frauen wendeten Cannabis-Produkte präkonzeptionell an, 1,3% noch in den ersten Schwangerschaftswochen.

Für die weiteren Daten und Ergebnisse ist sicherlich relevant, dass es deutliche Unterschiede zwischen den Anwenderinnen und Nicht-Anwenderinnen gab, was einen hohen Cotinin-Spiegel im Urin als Nachweis des Rauchens (64% vs. 10%, p < 0,0001), Alkoholgenuss in den letzten 12 Monaten (69% vs. 32%, p < 0,0001) und Einnahme von Antidepressiva (33% vs. 17%, p = 0,01) betraf. Insofern betrachtete man, denke ich, zwei deutlich unterschiedliche Risikogruppen. Andere Parameter wie Alter und BMI waren quasi identisch.

Auch wenn also zu BMI, Ausbildungsgrad, urinärem Cotininspiegel sowie Alkoholgenuss und Einnahme von Antidepressiva adjustiert wurde mögen andere Faktoren bestehen, die nicht adjustiert wurden oder adjustierbar waren.

Was waren die Ergebnisse? Frauen, die Cannabisprodukte anwendeten, hatten pro Zyklus häufiger Verkehr (9,4 ± 7 vs. 7,5 ± 7, p = 0,02). Dennoch war die Fertilität niedriger (FOR 0,59, 95% KI 0,38 – 0,92). Marginale aber nicht statistisch signifikante Zusammenhänge ergaben sich mit anovulatorischen Zyklen. Die Abortrate war nicht unterschiedlich (RR 0,81, 95% KI 0,46 – 1,42).

Zusammengefasst zeigen die Daten meiner Meinung nach v.a., dass Frauen, die Cannabisprodukte anwenden, einer Risikogruppe angehören. Welche Probleme bei der Fertilität und in der Schwangerschaft tatsächlich direkt auf das Cannabis zurückzuführen sind, kann diese Studie aber eher nicht verlässlich belegen. Die Hinweise sind dennoch wertvoll.

Ihr

Michael Ludwig