Was ist die ideale Größe eines Follikels unter Clomifenstimulation, wenn man hCG zur Ovulationsinduktion gibt? Das ist eine bisher nicht untersuchte Frage – aber eine natürlich relevante und wichtige. Es gibt immer mal Studien, die meine klinische Tätigkeit beeinflussen – das ist eine davon (Kolebe L. Hancock et al. Optimal lead follicle size for human

chorionic gonadotropin trigger in clomiphene citrate and intrauterine insemination cycles: an analysis of 1,676 treatment cycles. Human Reproduction, im Druck).

Gegenstand dieser Studie war eine retrospektive Analyse von Inseminationsbehandlungen, 5.601 erste Inseminationsbehandlungen zwischen 2008 und 2014. Davon waren 51 unter Letrozol-Stimulation, 1.786 unter Gonadotropin-Stimulation und 1.343 im Spontanzyklus durchgeführt worden. Von den 2.421 Clomifen-stimulierten Zyklen wurden 1.676 mit einem hCG-Trigger ausgelöst und in dieser Studie analysiert. Die Frauen waren 33,9 ± 3,9 Jahre alt, der BMI betrug 23,4 ± 4,6. hCG wurde im Mittel gegeben am 12,8 ± 2,8 Tag bei einem Östradiol von 515,1 ± 351,6 pg/ml. Zwischen den Frauen ohne (n = 1.444) und mit (n = 232) klinischer Schwangerschaft bestanden keine signifikanten Unterschiede, weder anamnestisch, noch endokrinologisch noch hinsichtlich des Stimulationsverlaufs. Der Leitfollikel war allerdings bei Eintritt einer Schwangerschaft signifikant größer gewesen (20,7 ± 2,1 vs. 20,1± 2,0 mm, p = 0,001).

Ideal war nach weiterer Analyse eine Follikelgröße von 21-22 mm.

Bisher habe ich immer empfohlen eher früher auszulösen, um keinen spontanen LH-Anstieg zu riskieren, der dann das Timing für den optimalen Zeitpunkt des Geschlechtsverkehrs stört. Aufgrund dieser Daten werde ich nun eher länger warten und empfehlen, prophylaktisch Geschlechtsverkehr zu haben, 2-3 Tage bevor dann ausgelöst wird. Würde ich also heute z.B. eine Patientin mit einer Follikelgröße von 17-18 mm sehen, würde ich ihr heute zum Geschlechtsverkehr raten und in 2 Tagen zur Gabe von hCG, um dann mit der Gabe von hCG noch einmal Verkehr zu haben. So sollte der Zyklus dann optimal genutzt sein.

Ihr

Michael Ludwig