Wie hoch ist der Einfluss kombinierter Kontrazeptiva oder Gestagen-Mono-Präparate auf den Glukose-Insulin-Stoffwechsel? Tatsächlich sind die Daten weniger klar, als man denkt. So lässt sich in einer aktuellen Untersuchung beim Vergleich dreier Präparate mit Dienogest als Monosubstanz oder jeweils in Kombination entweder mit Östradiolvalerat oder Ethinylöstradiol kein relevanter Unterschied im Glukose-Insulinstoffwechsel erkennen (Anwendung über 9 Wochen) (Annina Haverinen et al. Ethinyl Estradiol vs Estradiol Valerate in Combined Oral Contraceptives – Effect on Glucose Tolerance: A Randomized, Controlled Clinical Trial. Contraception, im Druck).

Bisherige Unterschiede, so die Autoren, seien möglicherweise v.a. auf die unterschiedlichen Gestagene in den verglichenen Präparaten zurückzuführen gewesen. So sehen die Autoren einen Vorteil von Dienogest mit seiner antiandrogenen Potenz gegenüber von Levonorgestrel aber auch Desogestrel, das als Gonan-Abkömmling noch eine Rest-Androgenwirkung hat. Zudem könnte es durch unterschiedliche Gestagene zu Veränderungen der Insulin-Halbwertzeit, Veränderung der Insulin-Rezeptor-Bindung und einer Erhöhung der pankreatischen Insulin-Sekretion kommen. Schließlich, so die Autoren, können Steroidhormone weitere Wirkungen auf das Konzert von Hormonen haben, die sich auf den Glukose-Insulin-Stoffwechsel auswirken, wie z.B. Kortisol, Wachstumshormon, Adrenalin und Glukagon.

Am Ende fordern die Autoren weitere Daten aus Risikogruppen, da in der jetzigen Studie nur Frauen zwischen 18 und 35 Jahren mit normalem BMI (19 – 24,9 kg/m2) und Eumenorrhoe eingeschlossen werden durften. Risikopopulationen könnten durchaus anders reagieren bzw. relevantere Unterschiede bei den drei Gruppen zeigen.

Ihr

Michael Ludwig