Das Thema Gewichtsreduktion bei PCO-Syndrom-Patientinnen ist Gegenstand einer Publikation (Estela Benito et al. Fertility and Pregnancy Outcomes in Women with Polycystic Ovary Syndrome Following Bariatric Surgery. Journal of Clinical Endocrinology & Metabolism, im Druck). 216 Frauen, die sich zwischen 2005 und 2015 in einem Zentrum zur bariatrischen Chirurgie vorstellten, wurden auf ein PCO-Syndrom untersucht. Auf 53 traf die Diagnose zu, 145 dienten als Kontrollen. 18 konnten weder der einen noch der anderen Gruppe zugeordnet werden. Persönlich konnten 17 Frauen mit PCO-Syndrom und 42 der Kontrollen im Zentrum nachverfolgt werden, die restlichen wurden telephonisch kontaktiert. 27 Frauen konnten nicht erreicht werden, 2 Frauen aus der Kontrollgruppe verstarben. Insofern lagen Daten zu 49 Frauen mit einem PCO-Syndrom und 120 Kontrollen vor.

Von den Frauen mit PCO-Syndrom strebten 21 eine Schwangerschaft an, 81,0% (n = 17) konzipierten, zwei davon nach einer Ovulationsinduktion. 14 der 17 Schwangerschaften endeten in einer Lebendgeburt (82,4%). Die mittlere Dauer bis zum Eintritt der Schwangerschaft betrug 34 ± 28 Monate, wobei die Frauen angehalten waren, in den ersten 12 Monaten nach dem Eingriff nicht zu konzipieren. Es zeigte sich keine besondere Häufung an Komplikationen.

Im Vergleich zu den Frauen ohne PCO-Syndrom bestand kein relevanter Unterschied.

Bezüglich der metabolischen Vorteile einer Gewichtsreduktion ist vor kurzem eine Originalarbeit erschienen, die eindrucksvoll zeigt, dass unabhängig davon, ob die Gewichtsreduktion Folge einer bariatrischen Chirurgie ist oder einer Ernährungsumstellung allein, eine signifikante Verbesserung der Insulinempfindlichkeit resultiert (Mihoko Yoshino et al. Effects of Diet versus Gastric Bypass on Metabolic Function in Diabetes. New England Journal of Medicine 2020; 383: 721-732). Zwei Autoren stellen in einem Begleitartikel die Bedeutung dieser Beobachtung noch einmal heraus, da – wie sie sehr schön formulieren – adipositas-bedingte chronische Erkrankungen die relevanteste nicht-infektiöse Epidemie des 21. Jahrhunderts darstellen, von der in den USA 1 von 3 Personen betroffen ist (Clifford J. Rosen und Julie R. Ingelfinger. Bariatric Surgery and Restoration of Insulin Sensitivity — It’s Weight Loss. New England Journal of Medicine 2020; 383: 777-778). 40 (!) chronische Erkrankungen treten in Zusammenhang mit einer Adipositas auf. Das bemerkenswerte, so die Autoren, ist, dass auch bei einer bariatrischen Chirurgie der metabolische Benefit aus der Gewichtsreduktion resultiert, nicht aus der mechanischen Änderung des Magen-Darm-Trakts oder einer Veränderung des Mikrobioms, wie verschiedentlich diskutiert.

Grundsätzlich aber ist die bariatrische Chirurgie eine Möglichkeit adipösen Patientinnen zu helfen, die es allein nicht schaffen, ihr Gewicht langfristig zu reduzieren.

Ihr

Michael Ludwig