Die Auswirkung von transdermalem Östradiol und Progesteron auf die Gefäßfunktion und den Stoffwechsel wurde in einer prospektiven, randomisierten verblindeten Studie geprüft (Jennifer L. Gordon et al. The Effect of Perimenopausal Transdermal Estradiol and Micronized Progesterone on Markers of Risk for Arterial Disease. Journal of Clinical Endocrinology & Metabolism 2020; 105: 1 – 11).

Dazu wurden 172 Frauen zwischen 45 und 60 Jahren randomisiert und erhielten für 12 Monate entweder Placebos oder 100 µg transdermales Östradiol (Pflaster) und – im Falle eines vorhandenen Uterus – über 12 Tage alle 2 Monate 200 mg Progesteron oral. Hysterektomierte Frauen durften nicht komplett ovarektomiert sein und mussten entweder vasomotorische Symptome haben bei einem Basisöstradiol von über 40 pg/ml oder hatten keine vasomotorischen Symptome und mussten dann zusätzlich ein FSH über 14 IE/l aufweisen. Ovarektomierte Frauen mussten bis zur Ovarektomie menstruiert haben und die Ovarektomie durfte nicht mehr als 2 Jahre zurückliegen Ansonsten wurden Frauen eingeschlossen, die maximal 2 Jahre postmenopausal waren.

Die Frauen waren im Mittel 51 Jahre alt und hatten im Mittel einen BMI um 25,5 kg/m2.

Die Ergebnisse zeigen eine Verbesserung der autonomen kardialen Funktion und eine Prävention altersbedingter Veränderungen in der Gefäßelastizität und Endothelfunktion.

Grundsätzlich belegen diese Daten die über die letzten Jahre beobachteten Hinweisen, dass eine früh peri- bzw. postmenopausal begonnene HRT Vorteile für die Gefäßgesundheit hat. Allerdings muss man kritisch anmerken, dass diese Studie nicht die Realität in der Hormontherapie widerspiegelt: Es wurde nicht monatlich ein Gestagen in Transformationsdosis gegeben. Eine dauerhaft in dieser Weise durchgeführte HRT hätte das imanente Risiko einer Endometriumhyperplasie und eines Endometriumkarzinoms.

Dennoch ist den Autoren zu gratulieren, dass sie die Fragestellung in einer prospektiven, randomisierten und verblindeten Studie angegangen sind! Ähnlich bewertet eine Autorin im begleitenden Editorial die Studie, wobei sie auch darauf hinweist, dass die gewählte Östradioldosis außergewöhnlich hoch ist (Nanette Santoro. Does Hormone Therapy Protect the Heart? It Is a Stressful Question. Journal of Clinical Endocrinology & Metabolism 2020; 105: 1-2).

Ihr

Michael Ludwig