In einer Kohorte von 1.152 HIV-infizierten Frauen wurde unter antiretroviraler Therapie die Sicherheit von LNG IUDs und ETG Implantaten (Implanon) geprüft (Anne Pfitzer et al. Contraceptive implant failures among women using antiretroviral therapy in western Kenya: a retrospective cohort study. Gates Open Research 2020, 3: 1482) (https://gatesopenresearch.org/articles/3-1482/v2). Einige Frauen wechselten während der Beobachtungszeit die Kontrazeptionsmethode, so dass sich 1.190 Beobachtungsfälle ergaben. 115 Schwangerschaften wurden registriert.

Für das Risiko, schwanger zu werden, war die Aktivität der Erkrankung, gemessen am CD4 Stand, irrelevant. Auch die Art des zur antiretroviralen Therapie eingesetzten nichtnukleosidalen Reverse-Transkriptase-Inhibitoren (NNRTI) – basierend auf Nevirapin oder Efavirenz – spielte keine Rolle.

Allerdings war die Wahrscheinlichkeit ungewollter Schwangerschaften mit 9,26% (95% KI 7,18 – 11,96) unter ETG Implantaten fast doppelt so hoch wie unter LNG IUDs (4,74%, 95% KI 3,65 – 6,16) (aRR 0,51, 95% KI 0,33 – 0,79).

Insofern ist zwar der Einsatz von LNG IUDs sicherer, aber auch damit besteht offenbar eine relevante Wechselwirkung mit der antiretroviralen Therapie, über die die Anwenderinnen adäquat aufgeklärt sein müssen. Die Daten sind vor dem Hintergrund der v.a. lokalen Wirkung der LNG IUDs überraschend aber tatsächlich nicht neu. Insofern muss eine Kontrazeption in diesen Fällen vorsichtig gewählt werden – ggf. bevorzugt mit einem Kupfer IUP oder Depot-MPA, für die diese Wechselwirkung nicht zu gelten scheint.

Ihr

Michael Ludwig