Schilddrüse und Schwangerschaft – eine neue langfristige Beobachtungsstudie zu dem Thema, d.h. zur postpartalen Entwicklung der Kinder abhängig von der Schilddrüsensituation der Mutter (Charlotte Hales et al. Controlled Antenatal Thyroid Screening II: Effect of Treating Maternal Suboptimal Thyroid Function on Child Behavior. Journal of Clinical Endocrinology & Metabolism 2020; 105: 1 – 11). Während Beobachtungsdaten teils einen Benefit für die L-Thyroxin-Therapie in Hinblick auf die postpartale Kindesentwicklung gezeigt haben, war dies in randomisierten Studien nicht nachvollziehbar. In dieser Publikation werden Daten der CATS-Studie (controlled antenatal thyroid screening) dargestellt. In dieser Untersuchung wurden zwischen 2002 und 2006 Mütter entweder gescreent und behandelt oder es wurde lediglich eine Blutprobe entnommen und für eine postpartale Untersuchung asserviert. Behandelt wurde sowohl eine subklinische Hypothyreose wie eine isolierte Hypothyroxinämie. Im weiteren Verlauf wurde das TSH bei 0,1 bis 1,0 mIE/l eingestellt. Die jetzige Auswertung beinhaltet 475 Mutter-Kind-Paare mit Kindern im mittleren Alter von 9,5 Jahren. Ziel der Untersuchung war, die Prävalenz von ADHS und Autismus abhängig von der mütterlichen Schilddrüsensituation in der Schwangerschaft zu evaluieren.

Eine erste Auswertung zeigte keinen Unterschiede abhängig davon, ob die Mütter gescreent oder nicht gescreent waren, ob eine Hypothyroxinämie oder eine subklinische Hypothyreose behandelt worden war oder nicht. Allerdings waren höhere L-Thyroxin-Spiegel in der Schwangerschaft assoziiert mit mehr Verhaltensauffälligkeiten und mehr Symptomen eines ADHS oder Autismus.

Die wichtige Botschaft dieser Studie ist, dass man, wenn man das TSH screent und substituiert dies in Maßen tun sollte, da ggf. eine zu hohe Substitutionsdosis für die spätere Kindesentwicklung nachteilig sein kann.

Ihr

Michael Ludwig