Eine Autorengruppe publiziert Daten zu einem Review der Wahrscheinlichkeit chromosomaler Auffälligkeiten in Abortmaterial. Eingegangen sind Daten aus 55 seit 2000 publizierten Studien (M. A. J. Smits et al. Cytogenetic testing of pregnancy loss tissue, a meta-analysis. Reproductive Biomedicine Online, im Druck).

Ausgewertet wurden u.a. 18.567 konventionelle Karyotypisierungen, die Ausfallrate betrug 17% wegen fehlendem Wachstums in der Kultur oder mütterlicher Kontamination. 3.583 Analysen erfolgten durch eine Array-CGH, hier war die Ausfallrate mit 2% deutlich geringer. Weitere Untersuchungen wurden mittels SNP-Arrays, FISH und MLPA (multiplex ligation-dependent probe amplification) durchgeführt.

Die Wahrscheinlichkeit detektierter chromosomaler Anomalien betrug in der Karyotypisierung 47% ähnlich wie bei der CGH (48%). Die anderen Techniken führten in 25% (FISH), 47% (SNP) und 60% (MLPA) zu auffälligen Ergebnissen.

Interessanterweise lag die Wahrscheinlichkeit chromosomaler Auffälligkeiten bei Gewebe aus einmaligen Spontanaborten genauso hoch wie bei wiederholten (habituellen) Aborten (jeweils 46%). Insofern kommen die Autoren zu dem Schluss, dass eine Chromosomenanalyse aus Abortermaterial im Rahmen der Abklärung auch habitueller Aborte nicht zielführend ist – eine Einschätzung, die ich durchaus teile. Sinnvoller ist bei Paaren mit habituellen Aborten die Abklärung der Chromosomenanalyse der Eltern. Damit allerdings bleiben chromosomale Pathologien, die sich nur in den Gonaden manifestieren, unentdeckt. Wie häufig dieses Phänomen tatsächlich Ursache für habituelle Aborte ist, ist unklar.

Ihr

Michael Ludwig