Der luteoplazentare Shift bezeichnet das Phänomen, dass in der Frühschwangerschaft die hormonelle Versorgung der Schwangerschaft vom Corpus luteum auf die Plazenta übergeht. Der Effekt ist schon seit Jahrzehnten bekannt. Tierexperimentell konnte nachgewiesen werden, dass man das Corpus luteum ab einem bestimmten Zeitpunkt ohne Nachteil für den Verlauf der Schwangerschaft entfernen kann. Man vermutet den Wechsel zwischen der 8. und 12. Schwangerschaftswoche, daher wird von Kinderwunschzentren empfohlen bis zur 12. Schwangerschaftswoche Hormone zu supplementieren. Nachgewiesen relevant ist das allerdings nur in Schwangerschaften, die ohne eine eigene Corpus luteum Funktion zustande gekommen sind, also vollumfänglich auf die Hormonproduktion der Plazenta angewiesen sind (z.B. nach einer Eizellspende oder Schwangerschaften, die in künstlichen Auftauzyklen eingetreten sind).
Eine Lübecker Arbeitsgruppe um Prof. Griesinger hat nunmehr Daten in Frühschwangerschaften erhoben, die mit Dydrogesteron anstelle von Progesteron supplementiert worden sind (Kay Neumann et al. Characterization of early pregnancy placental progesterone production by utilization of dydrogesterone in programmed frozen-thawed embryo transfer cycles. Reproductive Biomedicine Online, im Druck). Die Autoren können mit ihren Daten zeigen, dass bereits in der 5. Schwangerschaftswoche geringe Progesteronmengen nachweisbar sind, ab der 6. Schwangerschaftswoche sieht man niedrige Spiegel noch unter 5 ng/ml, die dann konsekutiv weiter ansteigen. Eine Antwort darüber, ab wann die Schwangerschaft das Corpus luteum tatsächlich nicht mehr benötigt, können diese Studiendaten aufgrund des Studiendesigns nicht geben. Der Shift findet aber vermutlich in der etwa 9. SSW statt.
Ihr
Michael Ludwig
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