Eine weitere Untersuchung belegt das niedrigere Thromboserisiko durch transdermale gegenüber oralen Östrogenpräparationen im Rahmen einer menopausalen Hormontherapie (Yana Vinogradova et al. Use of hormone replacement therapy and risk of venous thromboembolism: nested case-control studies using the QResearch and CPRD databases. BMJ 2019; 364: k4810). Die Autoren zeigten anhand der Analyse von 80.396 Frauen mit einer Thrombose zwischen 40 und 79 Jahren im Vergleich zu 391.494 Frauen ohne eine Thrombose den diesbezüglichen Vorteil transdermalen Östradiols.

Orale Östrogenpräparate steigern gegenüber Nicht-Anwenderinnen das Thromboserisiko auf das 1,58fache  (OR, 95% KI 1,52 – 1,64). Kombinierte Präparate zeigten dabei ein höheres Risiko als Östrogen-Mono-Präparate (OR 1,40, 95% KI 1,32 – 1,48 bzw. OR 1,73, 95% KI 1,65 – 1,81). Natürliches Östradiol war mit einem niedrigeren Risiko assoziiert als konjugierte Östrogene, sowohl als Mono-Therapie wie auch als Kombinations-Therapie (OR 0,85, 95% KI 0,76 – 0,95 bzw. OR 0,83, 95% KI 0,76 – 0,91). Kombinierte Präparate mit equinen Östrogenen und MPA waren mit dem höchsten Risiko verbunden beim Vergleich gegenüber Nicht-Anwenderinnen (OR 2,10, 95% KI 1,92 – 2,31), während kombinierte Präparate mit Östradiol und Dydrogesteron das niedrigste Risiko aufwiesen (OR 1,18, 95% KI 0,98 – 1,42).

Transdermales Östradiol zeigte kein erhöhtes Risiko gegenüber Nicht-Anwendung von Hormonpräparaten (OR 0,93, 95% KI 0,87 – 1,01) – unabhängig von der Dosierung des Östradiols, unabhängig vom Gestagen.

Ebenfalls analysiert wurden Daten zu Tibolon, in allerdings nur wenigen Fällen, ohne Anhalt für ein erhöhtes Thromboserisiko (OR 1,02, 95% KI 0,90 – 1,15), was die Beobachtung aus anderen Studien bestätigt.

Vaginale Präparate zeigten – wenig überraschend – keinen Einfluss auf das Thromboserisiko.

Was bedeutet das nun für die Praxis? Grundsätzlich – das wissen wir schon länger – erhöht transdermales Östradiol nicht das Thromboserisiko. Im Falle von Risikopatientinnen sollte also Östradiol ausschließlich transdermal gegeben werden. In allen anderen Fällen ist mit einem erhöhten Risiko zu rechnen – dort gilt es abzuwägen, ob man ggf. aufgrund unterschiedlicher Resorptionsraten oder auf Wunsch der Patientin oder wegen der besseren antiandrogenen wirksamkeit orale Präparate bevorzugt. Die wichtiger number needed to harm liegt bei 1.076 – so viele Frauen müssen ein orales HRT Präparat nehmen, damit eine zusätzliche Thrombose auftreten wird. Anders gerechnet muss man von 9 zusätzlichen Thrombosen auf 10.000 Anwenderinnen ausgehen.

Ihr

Michael Ludwig