Die Therapie des schweren Hirsutismus ist immer wieder eine Frage in der täglichen Praxis. In einer prospektiven, randomisierten doppelt-blinden Studie wurde ein kombiniertes Kontrazeptivum in Kombination mit einem Placebo oder dem Androgen-Rezeptor-Antagonisten Bicalutamid (50 mg) verglichen (Costanzo Moretti et al. Combined Oral Contraception and Bicalutamide in Polycystic Ovary Syndrome and Severe Hirsutism: A Double-Blind Randomized Controlled Trial. Journal of Clinical Endocrinology and Metabolism 2018; 103: 824 – 838).

Als kombiniertes Kontrazeptivum wurden verschiedene Präparate eingesetzt, alle mit 30 µg Ethinylöstradiol allerdings entweder mit Chlormadinonacetat, Drospirenon oder Dienogest.

Eine Gewichtsveränderung wurde weder in der Behandlungs- noch in der Placebo-Gruppe beobachtet.

Grundsätzlich zeigten beide Studiengruppen eine Reduktion des Hirsutismus. Allerdings war der Effekt signifikant höher in der Gruppe unter Einschluss von 50 mg Bicalutamid, wenn man anstelles des Ferriman-Gallwey-Scores eine Videodermoskopische Auswertung vorgenommen hat.

Insofern ist der zusätzliche Einsatz von Bicalutamid 50 mg etwas, was man durchaus erwägen kann, wenn ein Hirsutismus sich gegenüber etablierter Therapie mit kombinierten Kontrazeptiva resistent zeigt und über 6-12 Monate keinerlei Verbesserung zeigt. Die Therapie ist off label, das Präparat ist zugelassen zur Behandlung des Prostata-Karzinoms. Die Behandlungskosten liegen pro Monat bei Einsatz von Generika in etwa bei 50 Euro.

Die Endocrine Society kommt in ihrer aktuellen Empfehlung zu dem Schluss, dass die Behandlung des Hirsutismus primär durch ein kombiniertes Kontrazeptivum erfolgen sollte, wobei die verschiedenen Präparate kaum Unterschiede zeigen. Bei fehlendem klinischen Effekt sollte nach 6 Monaten zusätzlich ein Antiandrogen gegeben werden – jedoch nie ohne zusätzliche, begleitende Gabe einer sicheren Kontrazeption (Kathryn A. Martin et al. Evaluation and Treatment of Hirsutism in Premenopausal Women: An Endocrine Society Clinical Practice Guideline. Journal of Clinical Endocrinology & Metabolism 2018; 103: 1 – 25).

Ihr

Michael Ludwig