Aktuell scheinen in Japan die Endometriose- oder Adenomyose-assoziierten Schmerzen Thema zu sein. Nachdem ich gerade erst zu einer Studie mit 2 mg Dienogest referiert habe erscheint jetzt eine Publikation zur Frage, ob ein kombiniertes Kontrazeptivum mit 20 µg Ethinylöstradiol und 3 mg Drospirenon in einem flexiblen Protokoll die Schmerzen reduzieren kann (Tasuku Harada et al. Ethinylestradiol 20 µg/drospirenone 3 mg in a flexible extended regimen for the management of endometriosis-associated pelvic pain: a randomized controlled trial. Fertility & Sterility, im Druck).

Die Patientinnen wurden in 3 Gruppen randomisiert: Gruppe 1 und 2 erhielten 24 Wochen lang jeweils 1 Tablette des kombinierten Kontrazeptivums (n = 130) oder eines Placebo (n = 128) und pausierten für 4 Tage entweder nach 120 Tagen oder wenn für mindestens 3 Tage (ab Tag 25) eine Blutung eingetreten war. Nach 24 Wochen wechselten die Patientinnen aus der Placebo-Gruppe in den Kontrazeptivum-Arm und beide Gruppen liefen für 28 Wochen zur offenen Beobachtung weiter. Als 3. Gruppe wurden 53 Patientinnen mit 2 mg Dienogest durchgängig für 52 Wochen behandelt (Referenz-Gruppe). Komplettiert wurden die drei Studiengruppen von 85, 87 und 45 Patientinnen.

Das kombinierte Kontrazeptivum im flexiblen Langzyklus hatte signifikante Vorteile für die Schmerzreduktion, die Zahl der Endometriome sowie deren Größe nahm darunter tendentiell ab.

Blutungsprobleme traten in der ersten Behandlungsperiode (Tag 1 – 90) an 27,4 ± 14,7 Tagen in der Kontrazeptivum-, an 25,1 ± 8,2 Tagen in der Placebo- und an 43,4 ± 21,3 Tagen in der Dienogest-Gruppe auf. In der zweiten Behandlungsperiode (Tag 91 – 180) relativierte sich der Unterschied auf 20,2 ± 13,0 Tage, 22,5 ± 10,6 Tage und 26,1 ± 25,8 Tage.

Tatsächlich sind Studien, die ein kombiniertes Kontrazeptivum zur Behandlung einer Endometriose untersuchen bemerkenswert rar. Auch wurde Dienogest im Rahmen der Zulassung zu GnRH-Agonisten verglichen aber nicht in demselben Maße zu kombinierten Kontrazeptiva. Einen direkten Vergleich zu ihrer offenen 3. Studiengruppe ziehen die Autoren in ihrer Studie nicht. Allerdings wird in einer Tabelle die Schmerzreduktion in mm auf einer visuellen Skala gezeigt, sie war mit -36,6 mm (95% KI -41,1 – -32,2) unter dem kombinierten Kontrazeptivum signifikant besser als unter dem Placebo mit -10,7 (95% KI -14,0 – -7,4). In der Dienogestgruppe lag die Reduktion bei -50,0 (95% KI -57,2 – -42,9). D.h. die Konfidenzintervalle in der Kontrazeptivum- und Dienogest-Gruppe überlappten sich nicht, so dass man mutmaßen könnte, die Schmerzreduktion sei effektiver gewesen. Der Vergleich ist nicht statthaft, da die Dienogest-Gruppe nicht verblindet war – dennoch ist es ein interessanter Nebenaspekt – vor für jemanden wie mich, der bislang noch Zweifel daran hat, dass Dienogest mit 2 mg ebenso effektiv oder effektiver in der Behandlung einer Endometriose sein könnte als ein kombiniertes Kontrazeptivum. Vielleicht ist da doch etwas dran!

Ich bin gespannt auf mehr Daten!

Ihr

Michael Ludwig