Schilddrüse & Schwangerschaft – immerwährende Diskussion, jetzt gibt es eine neue Publikation im New England Journal of Medicine mit zwei ähnlichen, prospektiv-randomisierten doppelt-blinden Studien (Brian M. Casey et al. (2017) Treatment of Subclinical Hypothyroidism or Hypothyroxinemia in Pregnancy. New England Journal of Medicine 376; 815 – 825). In beiden Studien wurde L-Thyroxin im Vergleich zu einem Placebo in der Schwadngerschaft untersucht, in beiden Studien aber begann die Substitution erst in der etwa 17. Schwangerschaftswoche. Insofern sind, so auch die Autoren eines begleitenden Editorials, die Ergebnisse nur bedingt verwertbar (David S. Cooper, M.D., and Elizabeth N. Pearce (2017) Subclinical Hypothyroidism and Hypothyroxinemia in Pregnancy — Still No Answers. New England Journal of Medicine 376; 876 – 877).
Fazit der Studien ist, dass L-Thyroxin bei Frauen mit erhöhtem TSH oder Frauen mit unauffälligem TSH aber niedrigem fT4 keine Auswirkungen auf den Schwangerschaftsverlauf oder die Gesundheit oder den IQ der geborenen Kinder im Alter von 5 Jahren hat. Allerdings, das kann man kritisch anmerken, bleibt unklar, ob eine frühere Therapie mit L-Thyroxin doch Vorteile haben könnte.
Andere Studien, die ich in den vergangenen Monaten gepostet habe sprechen aber dafür, dass bzgl. der Schwangerschaft selbst L-Thyroxin tatsächlich keine relevanten Auswirkungen hat. Für die Kinder sind die Daten unklar – daher wäre ein TSH-cut-off von 2,5 mIE/l sinnvoll zu berücksichtigen, wenn eine Frau Kinderwunsch äußert bzw. frühschwanger ist. Liegt TSH darunter ist eine Therapie unnötig. Liegt es darüber aber unterhalb des oberen Referenzbereichs des entsprechenden Labors bedarf es keiner zusätzlichen Kontrolle von fT3, fT4 und der TPO-AK.
Ihr
Michael Ludwig