AMH ist ein atypisches Hormon, so der Titel eines Gastkommentars, der in der Zeitschrift Human Reproduction erscheinen wird. Die beiden Autoren führen darin auf, dass AMH als einziges Hormon abhängig ist von der Größe seiner Produktionsstätte oder „Drüse“, nämlich abhängig ist von der ovariellen Reserve und damit der Zahl und Funktion der darin enthaltenen Follikel (I.S. McLennan und M.W. Pankhurst. Is the understanding of AMH being confounded by study designs that do not adequately reflect that it is an atypical hormone? Human Reproduction, im Druck).

Das führt dazu, dass die AMH-Serum-Konzentration um über 100fach different sein können zwischen zwei Frauen, die dieselben AMH-Follikel-Spiegel aufweisen. Da nun aber AMH seine Wirkung auf der Ebene des Follikels entfaltet spiegeln im Einzelfall die AMH-Serum-Spiegel nur bedingt die aktuelle Situation wieder.

Hinzu kommt, dass nur etwa 20% der Serum-Spiegel durch äußere Faktoren (Rauchen, Kontrazeption, Schwangerschaft, Zykluszeitpunkt) beeinflusst werden und 80% eben durch die „Größe“ der Produktionsstätte.

Diese so einfache wie richtige Einschätzung erklärt die zum Teil erheblichen Abweichungen zwischen den gemessenen AMH-Konzentrationen und der Realität, heißt der individuellen Ovarfunktion und Fertilität.

Eine weitere Besonderheit, auf die die Autoren zu Recht hinweisen ist, dass die Entwicklung von AMH in bestimmten Lebensphasen eine langfristige Bedeutung hat. Wenn man heute weiß, dass AMH den Verbrauch von Follikeln reguliert, dann kann die lebenszeit-abhängige Aktivierung oder Hemmung die ovarielle Reserve langfristig beeinflussen und somit auch die Spiegel von AMH noch viele Jahre später.

Ihr

Michael Ludwig