Auf der Basis von fast 60.000 IVF/ICSI-Zyklen hat eine Arbeitsgruppe die Beobachtung herausgearbeitet, dass das Alter des männlichen Partners abhängig vom Alter der Partnerin und abhängig von der gewählten Methode einen Einfluss auf die Chance einer Lebendgeburt hatte. (A.K. Datta et al. Livebirth rates are influenced by an interaction between male and female partners’ age: analysis of 59 951 fresh IVF/ICSI cycles with and without male infertility. Human Reproduction 2024; im Druck: https://doi.org/10.1093/humrep/deae198)

Die Lebendgeburtenrate sank bei IVF-Zyklen, wenn der männliche Partner über 40 Jahre alt war und die Frau zwischen 35 und 39 Jahre. Dies galt unabhängig davon, ob die männliche Fertilität eingeschränkt war. Diese Abnahme wurde jedoch nicht bei Frauen unter 35 oder über 40 Jahren beobachtet und auch nicht bei ICSI-Zyklen.

Zudem zeigte sich ein nicht signifikanter Trend zu höheren Fehlgeburtenraten, wenn der männliche Partner älter als 55 Jahre war, insbesondere bei IVF-Zyklen ohne männliche Subfertilität.

Diese Ergebnisse sind ein gutes Beispiel für die Problematik, dass „Subfertilität“ immer ein individuell gemeinsames Problem ist, von eben der einen Frau und eben diesem einen Mann, die gemeinsam eine Schwangerschaft erzielen. In den seltensten Fällen gibt es auf einer der beiden Seiten einen Faktor, der so schwerwiegend ist, dass er unabhängig vom Partner oder der Partnerin die Subfertilität bedingt.

Die hier vorgestellten Daten zeigen, dass bei einer jüngeren Partnerin die altersbedingt eingeschränkte Fertilität des Partners weniger relevant ist, weil offenbar die Eizellen jüngerer Frauen in der Lage sind, die altersbedingt eingeschränkte Potenz der Spermien auszugleichen. Die Tatsache, dass dies im Alter über 40 Jahren keine Relevanz mehr hat, ist wahrscheinlich der Tatsache geschuldet, dass dann die Ferilisations- und Entwicklungskapazität der Eizellen so stark eingeschränkt ist, dass das Alter der Partners und die Fertilität dessen Spermien eine geringere Rolle spielen.

Interessant ist die Beobachtung, dass dies bei ICSI offenbar keine Relevanz hat. Wie das allerdings funktioniert, ist fraglich.

Ihr

Michael Ludwig