Eine retrospektive Datenbankanalyse aus den USA zeigt eine relative schlechte Verlässlichkeit der Tubensterilisation als Maßnahme zur Kontrazeption. (Eleanor Bimla Schwarz et al. Pregnancy after Tubal Sterilization in the United States, 2002 to 2015. New England Journal of Medicine Evidence 2024; 3: DOI: 10.1056/EVIDoa2400023)
Die Datenerhebung erfolgte in 4 Gruppen. Eingang fanden Daten von 4.184 Frauen. Interessanterweise waren zwischen 25-30% unter 25 Jahre alt, etwa 20% hatten 4 oder mehr Kinder.
Die Wahrscheinlichkeit, nach einer Tubensterilisation zu konzipieren, lag bei einer post partum durchgeführten Maßnahme bei unter 1%, ansonsten bei 6-8% im Langzeit-follow-up über bis zu 10 Jahre. Zusammengenommen lag das Risiko für die ersten 12 Monate bei 2,9% und für 10 Jahre bei 8,4%. Das Alter war ein relevanter Prädiktor für das Versagen einer Tubensterilisation: je älter die Patientinnen waren, desto niedriger war die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft. Seit 2011 gab es keine Schwangerschaft bei Frauen, die 35 Jahre oder älter waren.
Die Autor:innen leiten ihre Diskussion mit der zugegebenen Überraschung zu diesen Zahlen ein: Mit einer derart hohen Rate hätte niemand gerechnet. Zwei Autorinnen nehmen in der Zeitschrift zu der Publikation Stellung.
New England Journal of Medicine Evidence 2024; 3: DOI: 10.1056/EVIDe2400263) Dort wird die CREST-Studie zitiert, die das Outcome von über 10.000 Frauen zwischen 1978 und 1986 nach einer Tubensterilisation mit unterschiedlichen Verfahren ausgewertet hat. Die Wahrscheinlichkeit eines positiven Schwangerschaftstests – ausgenommen Schwangerschaften, die aus der Lutealphase während der Sterilisation stammten – wird für das erste Jahr mit 5,5 pro 1.000 Eingriffe (95% KI 4,1 – 6,9) und für 10 Jahre mit 18,5 pro 1.000 Eingriffe (95% KI 15,1 – 21,8) angegeben. Das in der aktuellen Arbeit dargestellte erhebliche Versagerrisiko können die beiden Autorinnen auch nicht erklären. Sie sehen ein großes Fragezeichen v.a. vor dem Hintergrund, dass über 50% der durchführenden Operateur:innen eine partielle oder komplette Salpingektomie als Technik verwendeten. Inwieweit es irgendwann weitere Zahlen geben wird, die prozeduren-abhängig das Versagerrisiko beziffern, bleibt abzuwarten. Zunächst einmal zeigen die vorliegenden Daten, dass man v.a. bei jungen Frauen mit der Empfehlung einer Sterilisation eher zurückhaltend sein sollte.
Ihr
Michael Ludwig
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