Ein weiteres Gestagen gerät in den Fokus der „Meningeomfrage“: Medroxyprogesteronacetat (MPA) (Noémie Roland et al. Use of progestogens and the risk of intracranial meningioma: national case-control study. BMJ 2024; 384: e078078) Die Daten beruhen wiederum aus der Auswertung französischer Registerdaten.

Bei langfristiger Anwendung von MPA war das Risiko auf das 5,62fache erhöht (OR 5,62, 95% KI 2,19 – 14,42). Dies entsprach in etwa dem Risiko von Chlormadinonacetat (CMA) bei langfristiger Anwendung. Allerdings, und das ist meiner Meinung nach eine erhebliche Einschränkung in der Aussagekraft der Daten, beruhte die Auswertung zu MPA auf 18 (!) Fällen, während die Aussagen zu CMA, Nomegestrolacetat und Cyproteronacetat (CPA) auf 1.256, 1.850 und 1.782 Fällen beruht!

Für Progesteron und Dydrogesteron wurde kein erhöhtes Risiko beobachtet ebensowenig für Levonorgestrel. Die Daten zu Dienogest waren wegen zu weniger Fälle nicht aussagekräftig.

Was bedeutet langfristige Anwendung? Es wird nicht, wie in den Rote Hand Briefen zu den anderen kritischen Gestagenen ein „cut off“ angegeben. Der Median für die kumulierte Dosis von MPA lag bei 3.609 mg für die Fälle mit einem Meningeom und für 1.575 mg bei denen ohne ein Meningeom. Würde man dauerhaft mit 5 mg MPA zyklisch therapieren, so würde man die 1.575 mg nach knapp 2 Jahren erreicht haben (22,5 Monate), die 3.609 mg nach etwas mehr als 4 Jahren (4 Jahre, 3 Monate). Mit 10 mg ginge es entsprechend schneller. In mehr als 75% der Fälle eines Meningeoms in Zusammenhang mit MPA war die Anwendung über mehr als 3 Jahre erfolgt. Sehr relevant ist zudem, dass es offensichtlich in dieser Untersuchung ausschließlich um die i.m. Applikation von 150 mg, also Depot-MPA, ging, denn nur dies wird im Anhang (Supplement) zu dieser Studie als MPA-Präparat gelistet. Insofern ist nicht sicher sagbar, ob überhaupt die täglich niedrige Dosierung von 5 oder 10 mg der sehr hohen 3monatigen Applikation von 150 mg gleichzusetzen ist.

Von daher denke ich, dass das Risiko bei einer perimenopausalen, zeitlich begrenzten Anwendung von MPA überschaubar bleibt.

Ihr

Michael Ludwig