Schlafstörungen bei Frauen und der Zusammenhang mit Sexualsteroiden – dies hat ein aktueller Review zum Thema. (Annika Haufe und Brigitte Leeners. Sleep Disturbances Across a Woman’s Lifespan: What Is the Role of Reproductive Hormones? Journal of the Endocrine Society 2023; 7: 1 – 14)
Etwa ein Drittel der Bevölkerung ist von Schlafstörungen betroffen, diese Wahrscheinlichkeit steigt mit dem Alter auf etwa 50 % bei Menschen über 65 Jahren. Frauen sind etwa doppelt so häufig betroffen wie Männer. Als Definition geben die Autorennen für die Insomnie an: eine subjektive Unzufriedenheit mit der Schlafquantität und -qualität entweder bezüglich des Einschlafens, des Durchschlafens oder des zu frühen Erwachens, ohne Möglichkeit, wieder einzuschlafen.
Im Menstruationszyklus findet man eine längere Dauer des Schlafes und tieferen Schlaf in der Follikelphase sowie der frühen Lutealphase. Die Lutealphase ist charakterisiert durch einen geringeren REM-Schlaf, Insomnie und schlechte Schlafqualität steigern sich in der späten Lutealphase und prämenstruell.
Hormonelle Kontrazeptiva haben nach aktueller Studienlage keinen negativen Einfluss auf die Schlafqualität. Eher verbessern sie den Schlaf.
Die Situation in der Schwangerschaft ist schwerer zu beurteilen, da die Schwangerschaft mit anderen Problemen einhergeht, die die Schlafqualität stören können: Dazu gehört die Nykturie, der gastroösophageale Reflux, Muskelschmerzen und ein höhere Wahrscheinlichkeit für ein restless-leg Syndrom. Prolaktin, dass in der Schwangerschaft ansteigt, hat einen positiven Effekt auf die Schlafqualität.
Der menopausale Übergang ist häufig assoziiert mit Schlafstörungen. Die Autorinnen legen insofern nachvollziehbar einen Fokus genau auf diese Frage. Zum einen sehen sie, ähnlich zur Schwangerschaft, einen Zusammenhang mit anderen Beschwerden, vor allem bzgl. nächtlicher vamotorischer Beschwerden. Hinzu kommt die grundsätzlich schlechtere Schlafqualität mit zunehmendem Alter. Bei der Analyse einer Assoziation bestimmter Hormone mit der Schlafqualität schien es eher die Fluktuationen des Östrogens zu sein und nicht der absolute Spiegel. Bei den Gonadotropinen zeigt FSH eine inverse Korrelation mit der Schlafqualität: je höher, das FSH, desto schlechter die Schlafqualität. Dies scheint, nach weiteren Subanalysen, nicht nur ein indirekter Zusammenhang über das ist Östradiol zu sein. Der genaue Mechanismus ist jedoch unklar.
Ein in dieser Arbeit zitierter Review ergab, dass jedwede hormonelle Therapie peri- und postmenopausal die Schlafqualität verbessert. Allerdings zeigt kaum eine Studie eine komplette Normalisierung der Schlafqualität. Eine zitierte Studie beschäftigte sich explizit mit der Schlafqualität von Frauen mit prämaturer Ovarialinsuffizienz und zeigte eine schlechtere Qualität, auch bei solchen, die hormonell substituiert waren.
Die Schlussfolgerung der beiden Autorinnen ist, dass unter Abwägung von Nutzen und Risiko Schlafstörungen im menopausalen Übergang erfolgreich mit einer kombinierten Hormontherapie behandelt werden können.
Die Autorinnen diskutieren, insbesondere bezüglich der Peri- und Postmenopause sehr gut den Einfluss von vasomotorischen Beschwerden auf die Schlafqualität. Dies ist sicherlich ein sehr relevanter Punkt. Allerdings ist auch zu berücksichtigen, dass Progesteron, wie von mir schon häufiger kommentiert, quasi wie ein Benzodiazepin die Schlafqualität beeinflusst. Insofern bleibt es für mich fraglich, inwieweit eine hormonelle Substitution insbesondere postmenopausal durch Ausgleich der Sexualsteroide allein einen positiven Effekt auf die Schlafqualität hat oder inwieweit dies gegebenenfalls ein pharmakologische Aspekt, insbesondere einer oralen Progesterontherapie, ist.
Ihr
Michael Ludwig
Hinterlassen Sie einen Kommentar
You must be logged in to post a comment.