Was ist die Ursache einer idiopathischen Subfertilität? Diese Frage versuchte eine Studie aus den USA zu beantworten, indem die DNA von 197 der Frauen dieser Partnerschaften auf pathogene bzw. wahrscheinlich-pathogene Varianten in 59 Genen untersucht wurde. (Michael P. Dougherty et al. Unexplained Female Infertility Associated with Genetic Disease Variants. New England Journal of Medicine 2023; 388: 11: DOI: 10.1056/NEJMc2211539)
Idiopathische Subfertilität war in dieser Studie definiert als Paare mit über 1 Jahr unerfülltem Kinderwunsch, unauffälligem Uterus, mindestens einer offenen, unauffälligen Tube, > 9 Menstruationen pro Jahr und einem Partner mit einem motile-sperm-count über 5 Millionen. Die Frauen mussten zudem > 18 und < 40 Jahre alt sein (mittleres Alter 32 Jahre).
Die Prävalenz solcher pathogener oder wahrscheinlich-pathogener Varianten betrug 6,6%, was im Vergleich zu zwei großen anderen Studien nicht-selektierter Patientinnen und Patienten etwa 2,5-3mal häufiger war als erwartet. 64% dieser Varianten waren assoziiert mit kardiovaskulären oder malignen Erkrankungen – so wurden auch 4 Frauen mit BRCA1/2 – Mutationen identifiziert.
Die Autor:innen zitieren Studiendaten, wonach eine Subfertilität assoziiert ist mit höherer Mortalität, in einer Studie mit 10-Jahre-follow-up um 10%, in einer anderen mit 4-Jahre-follow-up um 32%. Das Risiko, an einem Malignom zu versterben, war in der ersten Studie um 23% erhöht, u.a. aufgrund eines etwa 2,6fach erhöhten Mammakarzinom-Risikos.
Die Autor:innen ziehen den naheliegenden und wohl richtigen Schluss, dass Subfertilität ein Biomarker für ein höheres Erkrankungsrisiko mit relevanten Erkrankungen ist.
Ich finde die Studienergebnisse bemerkenswert, denn sie zeigen – einmal mehr – dass Subfertilität eben nicht nur „herabgesetzte Fertilität“ ist, sondern manchmal, vielleicht häufig, Ausdruck eines grundsätzlich erhöhten metabolischen, kardiovaskulären und Malignom-Risikos. Tatsächlich wurden neben den oben zitierten 6,6% Varianten auch weitere in weniger relevanten Genen gefunden. Möglicherweise erklären die Daten auch, zumindest teilweise, das immer wieder in Studien gefundene, etwas erhöhte Malignomrisiko dieser Patientinnen, das dann eben nicht per se durch eine erfolgte hormonelle Therapie erklärt werden kann sondern auch oder ggf. auch zum überwiegenden Teil durch eine entsprechende genetische Disposition.
Ihr
Michael Ludwig
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