Steigert eine HRT das Risiko von Bronchialkarzinomen? Dieser Frage geht eine retrospektive Fall-Kontroll-Studie aus Taiwan nach. (Chia-Chen Wu et al. The association between hormone therapy and the risk of lung cancer in postmenopausal women: a 16-year nationwide population-based study. Menopause, im Druck: DOI: 10.1097/GME.0000000000002165)  Das Autorenteam ist insofern relevant an dieser Frage interessiert, weil nach deren Angabe ein Großteil der Bronchialkarzinome in Taiwan bei Frauen solche betreffen, die nie geraucht haben (93%) – weltweit sind es etwa 20% derjenigen mit einem Bronchialkarzinom, die nie geraucht haben.

Die Datenlage  weltweit ist heterogen, einige Studien zeigen ein Risiko durch die HRT, andere eine Minderung, einige keinen Effekt. Bronchialkarzinome exprimieren Östrogenrezeptoren.

38.104 Frauen mit und eine gematchte Kontrollgruppe mit 152.416 Frauen ohne HRT wurden eingeschlossen. Darin war jeweils eine Anteil von 0,8% Raucherinnen.

Über ein 16-Jahre-follow-up findet die Studie keinen Einfluss einer HRT auf das Risiko eines Bronchialkarzinoms (aHR 0,886, 95% KI 0,666 – 1,305, p = 0,433). In einer Subanalyse wurde geprüft, wie die Östrogendosis und die Zeitdauer der HRT das Risiko beeinflussten. Dabei wurde als hohe kumulierte Dosis eine solche von ≥ 401 mg Östrogen festgelegt, was eher niedrig ist, wenn man von Östradiol ausgeht. Von daher liegt die Vermutung nach, dass im Wesentlichen Präparate mit equinen Östrogenen verwendet wurden, die üblicherweise mit 0,3 oder 0,6 mg dosiert sind. Die höchste Dosis und eine Therapiedauer von mindestens 5 Jahren waren mit einer Risikoreduktion assoziiert (aHR 0,633, 95% KI 0,475 – 0,930, p < 0,001 bzw. 0,532, 95% KI 0,330  – 0,934, p < 001).

Dabei war es unabhängig – bzgl. der Östrogendosis – ob die Therapie ohne oder mit einem Gestagen durchgeführt wurde (aHR 0,609, 95% KI 0,459 – 0,898 bzw. aHR 0,652, 95% KI 0,487 – 0,961).

Insofern zeigen die Daten keine Risikosteigerung sondern, abhängig von Dosis und Dauer, eher eine Risikoreduktion für Bronchialkarzinome. Ursächlich dafür soll bei Raucherinnen ein Einfluss von Östrogenen auf den Metabolismus von Karzinogenen sein. Der Mechanismus bei Nicht-Raucherinnen ist spekulativ und unklar.

Ihr

Michael Ludwig