AMH hat neben der Tatsache, dass es die Ovarreseve exzellent einschätzen lässt, auch eine physiologische Bedeutung für die ovarielle Regulation. So hemmt das AMH die FSH-Empfindlichkeit von Follikeln, was zu einer gedämpften Reifung führt, AMH hemmt so auch die FSH-induzierte Aromatase-Aktivität, so dass geringere Östradiolspiegel resultieren. Letzteres gilt v.a. für kleine Follikel unter 8 mm. So trägt auch das hohe AMH zu der Follikelreifungsstörung bei Frauen mit PCO-Syndrom bei.

Aktueller Anlass, das aufzuarbeiten ist eine Studie, die die Länge von Zyklen, Follikel- und Lutealphase abhängig vom AMH untersucht hat (Benjamin S. Harris et al. Ovarian Reserve Biomarkers and Menstrual Cycle Length in a Prospective Cohort Study. Journal of Clinical Endocrinology & Metabolism, im Druck).

650 Frauen wurden eingeschlossen, die meisten zwischen 30 und 35 Jahren alt (69%, n = 448),  mit einem normalen BMI (61%) und ohne Anwendung von hormonellen Kontrazeptiva für mindestens 3 Monate (82%). Die Altersspanne betrug 30-44 Jahre.

Frauen mit niedrigerem AMH (< 1,6 ng/ml) hatten eine kürzere Follikelphase (-1,58 Tage, 95% KI -2,53 – -063 Tage) und kürzere Zyklen (-0,98 Tage, 95% KI -1,46 – -0,50 Tage) als diejenigen mit einem AMH von 1,6 – 3,4 ng/ml. Frauen mit hohem AMH, > 8 ng/ml, hatten längere Zyklen (2,15 Tage, 95% KI 1,46 – 2,83 Tage) und längere Follikelphase (2 Tage, 95% KI 0,77 – 3,24) sowie längere Lutealphasen (1,80 Tage, 95% KI 0,71 – 2,88 Tage).

Die Beobachtung passt zu der eingangs dargestellten physiologischen Bedeutung von FSH: Mit fallendem AMH, z.B. altersbedingt, reifen Follikel schneller, die Follikelphase verkürzt sich und so auch der Zyklus.

Interessante Daten zur physiologischen Funktion des Hormons AMH.

Ihr

Michael Ludwig