Wie beugt man dem Knochendichteverlust bei einer Anorexia nervosa vor? Eine Anorexia nervosa führt in 1/3 der Fälle zu einer Amenorrhoe durch eine schwerste zentrale Regulationsstörung der Follikelreifung mit ausgeprägtem Östrogenmangel, deutlich stärker bei anderen Amenorrhoen. Hinzu kommt ein IGF1-Mangel.
Ethinylöstradiol in kombinierten Kontrazeptiva hat auf die Knochengesundheit keinen Einfluss bei einer aktiven Amenorrhoe. Transdermales Östradiol hat in einer prospektiven randomisierten placebo-kontrollierten Studie einen Vorteil gezeigt. Für orales Östradiol konnte ein ähnlicher Effekt gezeigt werden.
Eine aktuelle prospektive, randomisierte Studie hat nun geprüft, inwieweit transdermales Östradiol kombiniert mit rekombinantem IGF-1 (rhIGF-1) die Wirkung perfektioniert (Vibha Singhal et al. Effect of Transdermal Estradiol and Insulin-like Growth Factor-1 on Bone Endpoints of Young Women With Anorexia Nervosa. Journal of Clinical Endocrinology & Metabolism 2021; 106: 2021 – 2035). 75 Betroffene wurden dazu randomisiert, 27 bzw. 18 komplettierten 6 Monate, 21 bzw. 12 komplettierten 12 Monate der Therapie mit dem Placebo oder rhIGF1, beide Gruppen erhielten Östradiol transdermal. Ursache für das Ausscheiden waren neben dem lost-to-follow-up ein Ausscheiden wegen Suizidalität, eine Verschlechterung der Anorexie oder andere persönliche Gründe.
Die Autorengruppe kann in ihrer Studie keinen relevanten additiven Effekt von rhIGF-1 gegenüber der alleinigen Anwendung von transdermalem Östradiol zeigen. Allerdings diskutieren und zeigt die Studie auch, dass diejenigen in der Gruppe mit der rhIGF-1 Gabe kränker waren und langsamer bzw. weniger Gewicht über den Studiezeitraum hinweg aufbauten. Weitere Daten sind daher, so die Gruppe, wichtig, um diese Therapie zu bewerten.
Beides – transdermales Östradiol wie auch die Anwendung von rhIGF-1 – ist off label in dieser Patientinnengruppe.
Ihr
Michael Ludwig
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