Aus China kommen Daten, die einen Vergleich von Frauen mit prämaturer Ovarialinsuffizienz (POI) (n = 293) und Frauen mit natürlicher Menopause (n = 471) liefern (Yizhou Huang et al. Menopausal symptoms in women with premature ovarian insufficiency: prevalence, severity, and associated factors. Menopause, im Druck). Die Frauen mit POI waren im Mittel 33,76 ± 5,47 Jahre alt, das mittlere Erkrankungealter lag bei 32,94 ± 5,58 Jahren. In der Vergleichsgruppe lag das Alter erwartungsgemäß höher (54,98 ± 3,65 Jahre, Menopausenalter 49,79 ± 3,85).

Einschlusskriterium war, dass aktuell keine hormonelle Therapie verabreicht wurde bzw. eine frühere mindestens 3 Monate vorab abgesetzt worden war. Tatsächlich sind in dieser Kohorte nur 7,8% der Frauen ever-users gewesen, also solche, die bis vor minimal 3 Monaten eine Hormontherapie eingenommen hatten.

Frauen mit POI hatten eine signifikant höhere Wahrscheinlichkeit für Müdigkeit (OR 1,42, 95% KI 1,04 – 1,94), Melancholie (OR 3,12, 95% KI 1,94 – 5,01), Stimmungsschwankungen (OR 3,57, 95% KI 2,33 – 5,45), Schlafproblemen (OR 1,41, 95% KI 1,02 – 1,96), Nerven- oder Muskelkribbeln (OR 6,02, 95% KI 2,78 – 13,02) und eine signifikant niedrigere Wahrscheinlichkeit für mäßig bis schwere Sexualprobleme (OR 0,40, 95% KI 0,23 – 0,69) oder mäßig bis schwere Gelenk- und Muskelschmerzen (OR 0,41, 95% KI 0,27 – 0,62). Um einen Gesamtüberblick zu den menopausalen Symptomen zu bekommen verwendeten die Autoren einen Index (modifizierter Kupperman Menopausal Index), der bei Frauen mit POI signifikant höher war (11,00 vs. 9,00, p = 0,012). Ein Score unter 7 bedeutete keine menopausalen Symptome, ides war bei Frauen mit einer POI etwas weniger häufig (29,4% vs. 35,9%). Hitzewallungen traten etwas häufiger auf bei einer POI (OR 1,59, 95% KI 0,96 – 2,64), signifikant war der Unterschied jedoch nur für mäßig bis schwere Hitzewallungen (17,1% vs. 10,2%, p = 0,006).

Der Artikel sensibilisiert einmal mehr dafür, dass bei Frauen mit POI relevante gesundheitliche Symptome bestehen, die einer Behandlung bedürfen. Warum all die Frauen in dieser Studie keine Behandlung hatten wird nicht erklärt. Relevant scheint mir aber v.a. auch zu sein, dass etwa 30% der Frauen keine Symptome aufwiesen, insofern auch nicht nach deren Linderung fragen und beim Fehlen einer hormonellen Substitution den negativen Langzeitfolgen ungeschützt ausgesetzt sind (Knochengesundheit, Herz-Kreislauf-Gesundheit, mentale Gesundheit).

Ihr

Michael Ludwig